Früher war er bei der SPÖ, heute ist Gerhard Köfer Spitzenkandidat für das Team Stronach.
Arriach. Arriach ist der geografische Mittelpunkt Kärntens. Rund 30 Zuhörer haben sich den Weg durch den Schnee in den Kultursaal der Gemeinde gebahnt. Derjenige, der zu ihnen spricht, der Spitzenkandidat des Teams Stronach, Gerhard Köfer, senkt den Altersschnitt deutlich.
Der Bürgermeister von Spittal/Drau, bis vor Kurzem bei der SPÖ, steht allein auf dem Podium, Stronachs überlebensgroßes Konterfei hinter ihm. „Neue Werte für Kärnten“ ist sein Motto. Er sagt Freunderl- und Parteibuchwirtschaft den Kampf an. „Ich weiß, wie es ist, vom angesehensten Politiker Kärntens zum Volksfeind zu werden.“ Vereinzelt ist ein Klatschen zu vernehmen, sonst ist es still. Köfer spricht darüber, was falsch läuft in Kärnten, handelt die Korruptionsskandale ab, preist seinen Parteichef. „Ob Schulkind, Beamter oder Arzt – alle strömen sie auf Frank Stronach zu.“
--> Bleibt Kärnten das einzige "freiheitliche Land"?
Konkreter wird er erst bei den Fragen aus dem Publikum. Eine Koalition wird das Team Stronach nicht eingehen, auch den Zukunftsfonds will der frühere Gendarm nicht anrühren und schon gar nicht Gerhard Dörfler zum Landesrat wählen. Die Verwaltung soll schlanker werden, etwa durch Reduktion der Krankenversicherungsanstalten. Und er fordert ein einfacheres Steuersystem. Wie er zur Asylfrage steht, will ein älterer Herr wissen. „Es gibt Gesetze, es gibt Menschenrechte – die gelten für alle Menschen. Und Menschen, die in ihren Heimatländern verfolgt werden, muss man helfen.“ Der Zuhörer scheint nicht sehr zufrieden.
Umfragen sehen die Neo-Partei zwischen zwölf und 14 Prozent. Ihr Abschneiden könnte entscheiden, wer in Kärnten Erster wird: die FKP – oder Köfers Ex-Partei SPÖ.
Kärnten wählt am 3. März einen neuen Landtag. Zur Auswahl stehen zehn Parteien - ein neuer Rekord. Realistische Chancen auf den Einzug haben sechs Parteien. Sie alle schicken Männer ins Rennen – mit einer mehr oder weniger langen politischen Karriere. Ein Überblick über die Spitzenkandidaten. (c) APA (Gert Eggenberger) "Landesvater" Gerhard Dörfler (FPK) kommt im Wahlkampf die Rolle des Verteidigers zu: Er will auch in den nächsten Jahren auf dem Landeshauptmannsessel Platz nehmen. Am Beginn seiner Amtszeit war der 57-Jährige noch mit fragwürdigen Witzen und der Aussage, dass der natürlich angestammte Platz der Frau hinter dem Herd sei, in die Schlagzeilen geraten. Seit ihm die "Lösung" der Ortstafelfrage geglückt ist, sind solche Sager von Dörfler kaum mehr zu hören (c) APA GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER) Dörfler wurde am 29. Mai 1955 in Deutsch-Griffen geboren. Er ist ausgebildeter Bankkaufmann und führte vor seinem Polit-Einstieg die Schleppe Brauerei in Klagenfurt. Seit 2001 hat sich der Vater zweier Töchter als umtriebiger Politiker erwiesen, der schon mal mit der Motorsäge bewaffnet Bäume fällt, die einem Verkehrsprojekt im Wege stehen. Er ist mit dem Du-Wort schnell zur Hand, gilt aber auch als cholerisch. (c) APA GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER) Die Position des Herausforderers kommt Peter Kaiser zu. Der Klagenfurter, geboren am 4. Dezember 1958, ist seit drei Jahren an der Spitze der Kärntner SPÖ. Kaiser hat es geschafft, die notorisch zerstrittene Landespartei zu befrieden. Er verjüngte die Funktionärsriege und sanierte die Parteifinanzen. Im Brotberuf ist Kaiser Geschäftsführer des Jugendherbergsverbandes Kärnten. 1988 spondierte er zum Magister der Philosophie, 1993 promovierte er zum Doktor. (c) APA GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER) Kaisers Aussichten, Landeshauptmann zu werden, stehen laut Umfragen nicht schlecht. In den vergangenen Wochen lag die SPÖ stets vor der FPK. Mit im Gepäck hat der begeisterte Marathonläufer und Vater eines Sohnes einige Jahre an Erfahrung: Politisch gesehen ist er der "älteste Hase" im Rennen. In das Landesparlament zog er erstmals 1989 ein – seit jenem Jahr schaffte es kein Roter mehr auf den Landeshauptmann-Posten. (c) APA GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER) Für die ÖVP und damit Gabriel Obernosterer geht es darum, einen Landesratsposten für seine Partei zu halten. Der 57-jährige Lesachtaler Hotelier ist erst seit Sommer 2012 Parteichef. Nach den Turbulenzen rund um seinen erstinstanzlich verurteilten Vorgänger Josef Martinz war Obernosterer in erster Linie als Krisenfeuerwehr im Land unterwegs, um die zerrüttete Partei wieder auf Vordermann zu bringen. (c) APA GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER) Obernosterer stieg 1985 erstmals für die ÖVP auf kommunaler Ebene in den Ring, 2006 wurde er in den Nationalrat gewählt. Der am 13. Mai 1955 geborene Bauernsohn und gelernte Kfz-Mechaniker machte sich 1977 als Gastwirt selbstständig. Obernosterers weitere Leidenschaft ist der Sport: Vier Jahre lang war er im österreichischen Nationalkader der Naturbahnrodler. Privat ist er verheiratet und Vater von zwei Kindern. (Am Bild: Landesrat Wolfgang Waldner und Obernosterer beim Neujahrsempfang der Kärntner ÖVP) (c) APA GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER) Der bunteste Vogel im Wahlkampf ist Rolf Holub von den Grünen. Bei der Landtagswahl 2009 schaffte er nur knapp den Wiedereinzug in den Landtag, seither machte sich Holub als Aufdecker in der Hypo-Affäre einen Namen. Seit den Schuldsprüchen in der Causa Birnbacher hat er enormen Aufwind. (c) APA GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER) Der Musiker, Schauspieler und Kabarettist kandidierte für die Grünen erstmals im Jahr 2002 für die Kommunalwahl in Klagenfurt. Im Mai 2003 wurde er Landessprecher der Grünen und schaffte 2004 erstmals den Einzug ins Landesparlament. Holub wurde am 13. Juni 1956 in Klagenfurt geboren. Er wohnt mit seiner Frau am Südufer des Wörthersees. (c) APA GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER) Der 52-jährige Gerhard Köfer ist seit 1997 Bürgermeister in Spittal/Drau. Bis zum Sommer des Vorjahres hatte er ein rotes Parteibuch, dann wechselte er zum Team Stronach über. Seither ist er dort "ehrenamtlich" tätig, wie der Nationalratsabgeordnete immer wieder betont. Außerhalb Kärntens erlangte Köfer bisher nur durch seine missglückte Gegenkandidatur zu Peter Kaiser als Kärntner SPÖ-Chef und durch sein Ausscheren aus der Parteilinie bei der ESM-Abstimmung im Nationalrat Medienpräsenz. (c) APA GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER) Für die Landtagswahl hat sich Köfer ein zweistelliges Ergebnis zum Ziel gesetzt. Zurückhaltung im Äußern seiner Meinung war dem gelernten Bankkaufmann und späteren Gendarmeriebeamten immer fremd. Immer wieder werden ihm Chef-Ambitionen nachgesagt. Köfer wurde am 11. Februar 1961 in Spittal an der Drau geboren. Der Politiker ist zum zweiten Mal verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter. (c) APA GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER) Das politische Überleben steht für Josef Bucher (BZÖ) auf dem Spiel. Der 47-jährige Bundesparteichef betont zwar stets Landeshauptmann von Kärnten werden zu wollen, laut Umfragen dürfte er an diesem Ziel aber deutlich vorbeischrammen. Im Parlament hat ihm Frank Stronach die Abgeordneten reihenweise abspenstig gemacht, in den Ländern haben die Orangen kaum eine politische Basis - sie sind in keinem Landtag vertreten. (c) BZ (GERT EGGENBERGER) Der Tourismuskaufmann Bucher ist ein parteipolitischer Spätstarter,. Er trat erst 2002 der FPÖ bei und wechselte dann wie praktisch die gesamten Kärntner Freiheitlichen zum BZÖ. Bei der Rückkehr der Kärntner Freiheitlichen ins blaue Lager machte der am 19. August 1965 geborene Friesacher aber nicht mit, sondern blieb den von Jörg Haider gegründeten Orangen treu. (c) APA GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER) Daneben stellen sich auch die Piratenpartei Österreich, die Allianz Soziales Kärnten/Aliansa Socialna Koroska (ASOK) sowie die Lebenswerte Partei Österreichs (LPÖ) zur Wahl. Nur in drei der vier Wahlkreisen auf dem Stimmzetteln zu finden ist die Liste Stark. (c) APA MARKUS LEODOLTER (MARKUS LEODOLTER) ("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2013)