Der Landeshauptmann, der seiner Partei kein Bonus war

Landeshauptmann seiner Partei kein
Landeshauptmann seiner Partei kein(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Der FPK-Wahlkampf war ganz auf Gerhard Dörfler zugeschnitten. Gegen die Skandale der Vergangenheit kam jedoch auch er nicht an.

Klagenfurt. Auch wenn die Meinungsforscher bis zuletzt tiefstapelten und sich - vor allem angesichts des schwer einzuschätzenden Wahl-Neulings Stronach - mit Prognosen zurückhielten: Bei der FPK hat man zumindest im kleinen Kreis der Parteispitze mit einer Niederlage gerechnet. Die Signale waren da, man musste sie nur sehen wollen. Dass es schließlich ein Desaster mit einem Verlust von mehr als 27 Prozentpunkten und einem Minus von drei Sitzen in der Landesregierung (bei einem verbleibendem Sitz) werden sollte, daran wollte bis Wahlschluss dann aber doch niemand glauben.

Vor allem nicht Landeshauptmann Gerhard Dörfler, der im gesamten Wahlkampf als das freundliche Gesicht seiner Partei im ganzen Land plakatiert war. Spätestens am Sonntagabend legte Dörfler auch das letzte Stückchen Zuversicht ab, sprach von einer „außergewöhnlichen Niederlage" und davon, „dass die Menschen in diesem Land mit der Politik nicht zufrieden sind". Sein Fazit: „Gerhard Dörfler ist durchgerasselt." Dass es politische Konsequenzen geben werde, deutete er an, nannte jedoch keinerlei Details.

Schon im Vorfeld schien es, als würde es nicht um die Suche nach einer neuen Führung im Land gehen, sondern lediglich um die Abwahl der alten. Das stärkste Signal kam schließlich von den Jungen: Nur 12 Prozent der Unter-30-Jährigen wählten laut SORA die Freiheitlichen. Die Treue hielten der FPK vor allem ehemalige Jörg-Haider-Wähler (50 Prozent) und „Traditionalisten" (28 Prozent). Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschers Peter Hajek.

Während dann am Wahltag in praktisch allen anderen Parteizentralen die Stimmung am Nachmittag stieg, glich das Hauptquartier der FPK einer Festung des Ernstes. Verschlossene Türen, Sichtschutz hinter der großen Glastür, nur hin und wieder lugte ein Funktionär auf die Straße zu den Journalisten hinaus. Es schien so, als wollte man niemandem die Genugtuung gönnen, dass hier und jetzt eine Ära zu Ende ging.

Dörfler: „Ich bin durchgerasselt"

Landeschef Gerhard Dörfler hatte dieses Gefühl schon nach dem Mittagessen bei der Stimmabgabe in seiner Heimatgemeinde Himmelberg erahnen lassen. Zwischen Zuversichtsfloskeln streute er Sätze, die kaum jemand beachtete, die bei genauem Zuhören jedoch viele Varianten zu seiner politischen Zukunft offen ließen: „Es gibt Wichtigeres als Wahlen", war einer dieser Sätze. „Vielleicht werde ich nach Wahlschluss heute etwas lernen", war ein anderer.

Dass Parteichef Kurt Scheuch den Landeshauptmann bei den ersten Interviews vertreten musste, zeigt, wie tief Dörfler die Abwahl traf. Immerhin war es sein vermeintlicher Bonus als Landeschef, der für die Partei retten sollte, was noch zu retten war. Anders als Dörfler schloss Scheuch noch am Wahlabend personelle Konsequenzen - zumindest vorerst - aus. Der Druck aus Wien ist jedoch groß. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache forderte bereits „Änderungen".

Zwei prominente FPK-Mitglieder, die namentlich nicht genannt werden wollen, wurden in ihren Analysen deutlich: „Kurt Scheuch hätte sich wie sein Bruder Uwe für die Partei opfern und zurücktreten müssen", sagte der eine. „Ich glaube, dass es die FPK in drei Monaten so nicht mehr geben wird", der andere. Beide spielen auf die schon vor der Wahl diskutierter Fusion mit der FPÖ an.
Allerdings, so die Analyse weiter, dürfe man Scheuch nicht allein den Schwarzen Peter zuzuschieben. Die politischen Mitbewerber, „vor allem aber viele Medien" hätten nichts unversucht gelassen, die umstrittenen Brüder Scheuch öffentlich als „Minusmenschen" darzustellen.

Wie es in der Partei weitergeht, darüber soll Montagvormittag beraten werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2013)


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