Was bombardierte Israel am 6. September 2007 in Syrien?

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Angeblich wurden Uranspuren in zerstörter Anlage gefunden. Nun sickerten erste Details aus dem Bericht durch, an dem die IAEO seit dem Besuch in Syrien arbeitet.

WIEN. Der Angriff ist bis heute mysteriös. In der Nacht zum 6. September 2007 drangen israelische Kampfjets mit Überschallgeschwindigkeit in syrischen Luftraum ein und bombardierten ein Ziel in unbewohntem Gebiet. Syrien reagierte zunächst gar nicht. Erst nach ein paar Tagen beschwerte es sich bei der UNO, meldete aber weder Verletzte noch Schäden. Israel selbst schwieg beharrlich. Vermutet wurde zunächst, der Angriff habe einer Waffenlieferung Syriens an die libanesische Hisbollah-Miliz gegolten.

Doch dann tauchten andere Gerüchte auf: Die israelische Militäraktion könnte sich gegen eine geheime Atomanlage Syriens gerichtet haben. Während sich die Regierungen beider Länder in Schweigen hüllten, nährten britische und US-amerikanische Zeitungen die Spekulationen.

Die Pjöngjang-Connection

Und sie brachten noch einen anderen Player ins Spiel: Nordkorea habe Syrien mit Nuklearmaterial beliefert; der im Bau befindliche Atomreaktor, gegen den sich der Angriff gerichtet habe, sei nach dem Vorbild eines nordkoreanischen Meilers geplant worden.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) erklärte im Oktober 2007, sie habe zwar keinerlei Informationen über eine Nuklearanlage, würde aber allen konkreten Hinweisen nachgehen. Im April 2008 lieferten die USA Informationen. Und im Juni dann erhielten Atominspektoren Zutritt zur betroffenen Anlage – oder dem, was von ihr übrig war: Denn Syrien hatte die Reste des Gebäudes kurz nach dem Angriff abgerissen und das Gelände dem Erdboden gleichgemacht.

Nun sickerten erste Details aus dem Bericht durch, an dem die IAEO seit dem Besuch in Syrien arbeitet. In der zerstörten Anlage seien Spuren von Uran gefunden worden, sagte ein Diplomat zur Deutschen Presseagentur dpa.

Die IAEO selbst will das noch nicht bestätigen. „Unser Bericht ist noch in Arbeit“, sagte IAEO-Sprecherin Melissa Fleming zur „Presse“. Er soll nächste Woche fertig sein und geht dann vorab an die Teilnehmer der Gouverneurstagung am 27. und 28. November. Auch sei nicht sicher, ob das Ergebnis der Proben schon klären könne, ob Syrien wirklich an einem Reaktor gebaut hat.

War es eine Vorwarnstation?

Mittlerweile kursiert in diplomatischen Kreisen eine andere Version: Demnach hat die israelische Luftwaffe in Syrien keine Atomanlage, sondern eine iranische Vorwarnstation beschossen. Damit wollten sich die Iraner angeblich gegen israelische Angriffe auf ihre eigenen nuklearen Einrichtungen wappnen.

AUF EINEN BLICK

Am 6. September 2007 griffen israelische Kampfflugzeuge ein Ziel in Syrien an, bei dem es sich um einen Reaktor handeln könnte. Syrien weist die Vorwürfe zurück, es strebe unter dem Vorwand eines zivilen Atomprogramms nach Nuklearwaffen. Auch ein ziviles Programm müsste Syrien der IAEO melden.

Derzeit verfügt Syrien über einen Forschungsreaktor und einige wissenschaftliche Einrichtungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2008)

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