Gaza: Kardinal rudert nach KZ-Vergleich zurück

Kardinal Renato Martino
Kardinal Renato Martino(c) AP (Alexander Zemlianichenko)
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Er habe sich "lediglich auf die Lebensbedingungen in Gaza bezogen", erklärt Renato Martino der Menschenrechtsbeauftragte des Vatikan.

Einen Tag nach seiner streitbaren Aussage, der Gazastreifen gleiche einem großen konzentrationslager, rudert der Menschenrechtsbeauftragte des Vatikan, Kurienkardinal Renato Martino, zurück. Seine Worte hätten nicht anti-israelisch bewertet werden sollten. "In meinen Worten gibt es nichts, das als Israel-feindlich bezeichnet werden kann", erklärte Martino im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Donnerstag-Ausgabe).

Mit seinem Vergleich habe er sich lediglich auf die Lebensbedingungen in Gaza bezogen. "Ich sage, man muss die Lebensbedingungen der Menschen im Gazastreifen berücksichtigen. Sie leben hinter einer Mauer, unter Bedingungen, die die menschliche Würde verletzen", so Martino.

"Lage im Gazastreifen ist wirklich traurig"

"Die Lage im Gazastreifen ist wirklich traurig. Gewalt nährt Gewalt. Das was in der letzten Zeit mit dem Dialog zwischen Palästinensern und Israel erreicht worden war, ist total zerstört worden", sagte der Kurienkardinal. Er verwerfe die Raketen der Hamas gegen Israel. "Beide Seiten können sich etwas vorwerfen. Israel hat das Recht, sich zu verteidigen und Hamas muss dies berücksichtigen. Was kann man aber sagen, wenn Kinder in einer UNO-Schule getötet werden?", fragte der Kardinal.

Martino plädierte für eine internationale Mission zur Bewahrung eines Waffenstillstands. Er appellierte hinzu an Hamas, Verhandlungen aufzunehmen. "Hamas repräsentiert nicht alle Palästinenser. Ich verteidige nicht Hamas. Wenn sie eine Wohnung, einen palästinensischen Staat wollen, müssen sie begreifen, dass der eingeschlagene Weg der falsche ist", erklärte Martino.

Proteste aus Israel

Israel hatte den Vergleich des Gazastreifens mit einem KZ scharf zurückgewiesen. Martinos Äußerungen schienen "direkt der Hamas-Propaganda" entnommen, sagte Ministeriumssprecher Igal Palmor in Jerusalem. Damit lasse der Geistliche "die unzähligen Verbrechen" der Hamas-Kämpfer außer Acht, "die den Friedensprozess durch Gewalt haben entgleisen lassen und den Gazastreifen in einen riesigen menschlichen Schutzschild für eine terroristische und fundamentalistische Gruppe verwandelt haben".

Papst Benedikt XVI. hatte die Konfliktparteien im Nahen Osten wiederholt zu einem Ende der Gewalt und zum Dialog aufgerufen. Nach Angaben des lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Fouad Twal, plant das Oberhaupt der katholischen Kirche für Mai eine Reise in die Region. Der Vatikan bestätigte dies bisher nicht.

(Ag.)


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