ÖVP kritisiert laxe Vergabe der Mindestsicherung in Wien

oeVP kritisiert Vergabe Mindestsicherung
oeVP kritisiert Vergabe Mindestsicherung(c) EPA (Daniel Karmann)
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60 Prozent der Bezieher von Mindestsicherung leben in Wien. Zudem beziehen sie die Sozialhilfe länger als in anderen Bundesländern.

Nach den Debatten um eine Anhebung des Frauenpensionsalters und eine Arbeitszeitflexibilisierung (Stichwort: Zwölf-Stunden-Arbeitstag) greift die ÖVP im Wahlkampf ein weiteres Thema aus dem Bereich Arbeit und Soziales auf: Die Mindestsicherung. ÖAAB-Obfrau und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner beklagte am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Sozialrechtler Wolfgang Mazal die Vergabe der Mindestsicherung in Wien. In der Bundeshauptstadt würden viel zu viele Menschen viel zu lange die Sozialhilfe beziehen. Zudem gebe es zu wenig Kontrolle, so die Kritik der VP-Ministerin.

Die Volkspartei bekenne sich zum Sozialnetz und zur Mindestsicherung. Diese Unterstützung sei aber nur auf Zeit gedacht und nicht dazu da, dass die Menschen vom Sozialstaat abhängig gemacht werden, so Mikl-Leitner.

60 Prozent der Bezieher leben in Wien

Die ÖAAB-Obfrau ortet hier Mängel in der Bundeshauptstadt, denn 60 Prozent aller Mindestsicherungsbezieher leben in Wien, und sie beziehen die Sozialhilfe auch viel länger als die Betroffenen in den anderen Bundesländern. So würden in Wien 70,4 Prozent die Mindestsicherung sieben bis zwölf Monate beziehen, in Niederösterreich seien es dagegen nur 46,7 und in Tirol nur 36,8 Prozent. Die Zahl der Bezieher in Wien sei zwischen 2010 und 2012 von 110.000 auf 160.000 und die Sozialausgaben von 280 auf 420 Millionen Euro gestiegen. Auch würden in Wien viel mehr "Arbeitsfähige" die Mindestsicherung beziehen als in anderen Ländern, sagte Mikl-Leitner.

Das ist für die ÖVP-Politikerin ein Zeichen dafür, dass in Wien die Kontrolle nicht funktioniere und die Handhabung "lasch" sei. Sie verlangte daher - von Mazal unterstützt - Veränderungen. Konkrete brauche es "eine engmaschige Begleitung" für die Betroffenen. Diese müssten öfter kontrolliert, beraten bzw. bei der Arbeitssuche unterstützt werden.

Armut am Land schwer zu verstecken

Die Aussagen der Armutskonferenz, die erst gestern kritisiert hatte, dass rund die Hälfte aller Berechtigten trotz Anspruchs keine Mindestsicherung bekommt, wurden unterschiedlich kommentiert. Dass es in der anonymen Großstadt mehr Bezieher gebe als am Land, wo man seine Armut nicht verstecken könne, sei keine Überraschung, sagte Mazal. Dass es aber im Vollzug Schikanen seitens der Behörden gebe, sei ihm nicht bekannt. Sollte das der Fall sei, müsse man Missstände aufzeigen. Eine engmaschige Kontrolle bei der Vergabe der Mindestsicherung sollte aber "nicht als Hürde betrachtet" werden, so Mazal.

Ähnlich äußerte sich auch Mikl-Leitner. Es sei das gute Recht von Bezugsberechtigten, die Mindestsicherung in Anspruch zu nehmen. Es sei aber auch das Recht der Steuerzahlen, dass mit der Sozialhilfe sorgsam umgegangen werde.

Kritik an "Lügenkanzler" Faymann

Dass die ÖVP im Wahlkampf mit Debatten über eine vorzeitige Anhebung des Frauenpensionsalters und eine Flexibilisierung der Arbeitszeit kein glückliches Händchen bewiesen hätte, wies Mikl-Leitner bei der Pressekonferenz zurück. Beim Thema Pensionen gehe es der ÖVP nur um die Angleichung des faktischen an das gesetzliche Pensionsalter; und bei der Arbeitszeit wolle man ein Zeitwertkonto, auf das Überstunden und Zuschläge gebucht und später durch Arbeitszeitreduktion konsumiert werden.

Mikl-Leitner sprach von einer "Win-Win-Situation" für Arbeitgeber und -nehmer. Dass dadurch Verschlechterungen für die Arbeitnehmer entstünden, sei Propaganda vom "Lügenkanzler" Werner Faymann (SPÖ), so Mikl-Leitner.

(APA)

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