Der ehemalige Vizekanzler und Finanzminister, Michael Spindelegger, hat eine neue Aufgabe. Nachdem der einstige ÖVP-Chef im August 2014 dem parteiinternen Druck nacgegeben hat und sich von allen Funktionen zurückzog, wird er künftig für die "Modernisierung der Ukraine" zuständig sein. Konkret soll Spindelegger bei der Agency for the Modernisation of the Ukraine (AMU) beschäftigt werden.Ein Porträt.
APA/HANS KLAUS TECHT
Die politische Heimat des Michael Spindelegger ist der ÖAAB. Die Nähe zum Arbeitnehmerbund, dem er zwei Jahre als Obmann vorstand, hat Spindelegger quasi im Blut. Schon sein Vater Erich, ein Bundesbahnoberinspektor, war im ÖAAB tätig, Nationalratsabgeordneter und Bürgermeister in der Hinterbrühl - dem Heimatort der Familie, dem auch der am 21. Dezember 1959 im benachbarten Mödling geborene Sohn treu geblieben ist.
APA
Die politische Karriere des Cartellbruders begann nach seinem mit Doktorat abgeschlossenen Jus-Studium als Bediensteter des Landes Niederösterreich, und so wirklich 1987, als der Reserveoffizier ins Kabinett des damaligen Verteidigungsministers Robert Lichal wechselte. 1992 wurde es erstmals etwas mit einem Mandat im Parlament, allerdings vorläufig nur im Bundesrat. Nebenbei verdingte sich Spindelegger in der Giro-Credit. 1993 zog er in den Nationalrat ein.
APA
Schon damals galt Spindelegger als Zukunftshoffnung des ÖAAB, dem er ab 1991 als stellvertretender Obmann diente und dessen niederösterreichische Teilorganisation er 1998 übernahm. Nach dem EU-Beitritt Österreichs gehörte Spindelegger 1995 zu den ersten österreichischen Europaparlamentariern. Im Oktober 1996 kehrte er in den Nationalrat zurück. Von 2000 bis 2006 war er dort Klubobmann-Stellvertreter, ab 2006 Zweiter Nationalratspräsident.
APA
Die Kandidatur für den Posten des Zweiten Nationalratspräsidenten wäre aber fast schief gelaufen. Die bisherige Finanzministerin Maria Fekter startete eine Art Guerilla-Kandidatur und unterlag Spindelegger gerade einmal um eine Stimme. 2012 kam es zu einem neuen "Duell" zwischen Spindelegger und Fekter, das diesmal die Oberösterreicherin gewann. Der Parteichef soll versucht haben, das mächtige Finanzministerium selbst zu übernehmen, aber am parteiinternen Widerstand gescheitert sein.
APA
Bevor Spindelegger aber nach dem krankheitsbedingten Rücktritt von Josef Pröll 2011 zum Parteichef der ÖVP wurde, führte ihn sein Karriereweg vom Nationalratspräsidium zunächst ins Außenministerium. Spindelegger bemühte sich in Österreich mit diversen Diskussionsveranstaltungen um ein besseres Europa-Image, und am internationalen Parkett genoss er den Glanz der österreichischen Mitgliedschaft im UNO-Sicherheitsrat.
APA
Auch in Österreich bastelte der vom Boulevard wohlgelittene Außenminister weiter an seiner Laufbahn. Nachdem der ÖAAB des Beamten-Lobbyisten Fritz Neugebauer überdrüssig geworden war, wurde er 2009 Vorsitzender des Arbeitnehmerbundes. Als er von Pröll die ÖVP übernahm, gab er die ÖAAB-Führung seiner niederösterreichischen Verbündeten, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ab. Sie schickte er 2012 dann auch als vorderste Kämpferin in die Volksbefragung um die Wehrpflicht, die aus Sicht der Volkspartei erfolgreich geschlagen wurde.
APA
In jüngster Zeit gefiel sich der Vizekanzler nicht nur in der gewohnten Rolle des seriösen Sachpolitikers, sondern auch in jener des Angreifers. Das wirkt allerdings nicht immer sonderlich authentisch, denn gerade ein verbindlicher Ton und höfliches Auftreten galten stets als Spindeleggers Stärken. Als sein größtes Manko empfand man auch in der eigenen Partei fehlendes Charisma. Doch Landeshauptmann Erwin Pröll hielt zunächst seine schützende Hand über den Niederösterreicher.
APA
Wohl auch deshalb durfte Michael Spindelegger nach der Nationalratswahl im Herbst 2013 Parteichef bleiben und sogar wunschgemäß vom Außen- ins Finanzressort wechseln. Die ÖVP hatte zuvor unter seiner Führung mit 24 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei einer Nationalratswahl eingefahren.
Im Sommer 2014 erhöhte sich der parteiinterne Druck auf Spindelegger dann aber noch einmal. Kritik an der ausbleibenden Steuerreform kam etwa aus den westlichen Bundesländern. Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer etwa forderte einen "Turnaround", Tirols Landeschef Günther Platter eine "Kurskorrektur" und Tirols AK-Chef Erwin Zangerl Spindeleggers am 26. August 2014 Rücktritt.
APA/ROLAND SCHLAGER
Spindelegger ist verheiratet und hat zwei Söhne. Lieblingsmusik: Klassische Musik Hobbys: Tennis, Skitouren, Radfahren, Laufen, Wandern
APA
Neuer Job für Michael Spindelegger
Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.