Eva Glawischnig hat sich als Ziel 15 Prozent gesetzt. Die eigentliche Krönung wäre eine Regierungsbeteiligung - auf die arbeitet die Juristin, die sich selbst gut als Umweltministerin vorstellen kann, seit Jahren zielstrebig hin. Ausgegangen ist sich beides nicht. Die Ökopartei kam auf 11,5 Prozent. Trotzdem: Das ist das beste Ergebnis, das die Grünen je bei einer Nationalratswahl erzielt haben.
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Die Grüne-Chefin tritt damit aus dem Schatten des großen Grünen Alexander Van der Bellen, als dessen Nachfolgerin sie 2009 gewählt wurde. Lange hatte ihr der Ruf als ewige Kronprinzessin angehaftet. Für schlechte Presse sorgte eine Vielzahl schwacher Wahlergebnisse in den Ländern.
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Für Unruhe sorgte außerdem Glawischnigs Umbau in der Partei - der als Spitzenkandidat für die EU-Wahl ausgebootete Johannes Voggenhuber etwa wurde zum erbitterten Gegner. Heute allerdings stehen die Grünen geeint wie selten da, sie haben - früher undenkbar - einen einheitlichen Außenauftritt, und Glawischnig wurde bereits zweimal mit Ergebnissen jenseits der 90 Prozent wiedergewählt.
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Personell bewies Glawischnig eine gute Hand: Sie warb Stefan Wallner 2009 als Bundesgeschäftsführer von der Caritas als Partner für das Parteimanagement ab. Mit sanft-freundlicher Bestimmtheit sorgt er seither dafür, dass die Grünen ihrem Ruf der offenen Streitlust nicht allzu stark gerecht werden. So richtig gewendet hat sich das Blatt für Glawischnig dennoch erst heuer. Mit Wahlerfolgen bei den vier Landtagswahlen und neuen Regierungsbeteiligungen in Kärnten, Salzburg und Tirol konnten die Früchte der jahrelangen Anti-Korruptionspolitik geerntet werden.
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Ihr Engagement für die Grünen wurde Glawischnig nicht gerade in die Wiege gelegt: Geboren wurde sie am 28. Februar 1969 in Seeboden am Millstätter See, einer freiheitlichen Hochburg. Die Schulbank drückte sie unter anderem mit dem heutigen FP-Generalsekretär Herbert Kickl. Ins Rampenlicht zog es die Wirtstochter schon früh: Bereits mit 18 Jahren war sie als Keyboarderin der "Gerald Gaugeler Band" mit dem Song "Gelati" in den Top 10 der Austro-Hitparade, davor spielte sie in der "Hausmusik Glawischnig" am Hackbrett.
(c) APA (PFARRHOFER Herbert)
Während ihres Studiums in Graz baute Glawischnig praktisch im Alleingang die Landesgruppe von Global 2000 auf. Aus der gemeinsamen Zeit bei der Umweltorganisation stammt auch die langjährige Freundschaft mit der Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima von der SPÖ.
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Glawischnigs Start in die Parteipolitik über die Wiener Grünen war dagegen ein Fehlstart: Bei den Landtagswahlen 1996 verfehlte sie den Einzug in den Landtag und arbeitete ohne Mandat als Umweltsprecherin der Wiener Grünen.
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Drei Jahre später schaffte Glawischnig als Spitzenkandidatin der Wiener Grünen den Sprung in den Nationalrat. Dort konnte sie sich als Umweltsprecherin rasch etablieren und rückte 2002 zur stellvertretenden Parteichefin auf. Im selben Jahr dann ein Rückschlag für die ehrgeizige Kärntnerin: Bei den Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP war sie schon als Umweltministerin einer schwarz-grünen Regierung gehandelt worden, doch die Gespräche scheiterten.
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Kritik brachte Glawischnig ihre Nähe zu den Society-Seiten des Landes ein: Ihre Hochzeit mit dem TV-Moderator Volker Piesczek im Jahr 2005 wurde ebenso öffentlichkeitswirksam vermarktet wie ihre anschließende Schwangerschaft. In der Folge ging Glawischnig merkbar auf Distanz, ihre beiden Söhne versucht sie bis heute aus der Öffentlichkeit völlig herauszuhalten. Lieblingsmusikstil: Gutes aus allen Genres von Klassik (Puccini, Beethoven) über Jazz, Funk, Soul (von Ray Charles bis Vienna Art Orchestra und Vienna Scientists) aber auch Michael Jackson oder Prince. Seit dem Regierungswechsel wieder vermehrt Kärntner Lieder. Lieblingsbuch: Douglas R. Hofstadter: "Gödel, Escher, Bach" Hobbys: Laufen, Musik, Sport, Zeit in der Natur, Wandern
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Grüne-Chefin tritt aus Van der Bellens Schatten
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