TV-Duell: Krebs in der Bank und giftige Blumen

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Ein überenthusiastischer Michael Spindelegger traf im ORF auf einen ungewohnt zivilisierten Frank Stronach. Der steht hinter einem Militärschlag in Syrien.

Wien/GR. Auf vieles mag Michael Spindelegger eingestellt gewesen sein - nur auf einen zivilisierten Frank Stronach nicht, der den ÖVP-Obmann ausreden ließ. Der Gründer des Teams Stronach schien in der ORF-Konfrontation mit dem Vizekanzler am Dienstag wie ausgewechselt - im Vergleich zu früheren TV-Auftritten, bei denen er sein Gegenüber regelmäßig unterbrochen oder mit einem herablassenden „Du verstehst ja nix von der Wirtschaft" abgekanzelt hatte.

Am Dienstag war es aber über weite Strecken Spindelegger, der einen aggressiven Eindruck vermittelte - mitunter sogar gegenüber Moderatorin Ingrid Thurnher, von der er sich nicht bei einer Attacke unterbrechen lassen wollte - und sich schließlich ausgerechnet von Stronach fragen lassen musste: „Wollen S' noch ein bisserl weiterreden?"

„Die Hypo ist irreparabel"

Als Stronach der ÖVP vorwarf, „eine Bankenpartei ohne Prinzipien" zu sein, erklärte Spindelegger, er sei regelmäßig bei den Menschen in Österreich - und schaue nicht aus dem Privatjet herunter. Für die Hypo Alpe Adria, für die der Staat seit 2008 fast zwölf Milliarden Euro aufgewendet hat (siehe Seite 1), würde Stronach kein öffentliches Geld mehr aufwenden - „Da ist so viel Krebs drin, das kann man nicht mehr reparieren". Auf Rückfrage Thurnhers wiederholte Stronach auch seinen Vorschlag, „jeder soll einen eigenen Euro haben".

Weiters sollten staatliche Infrastrukturunternehmen - „Bahn, Straßen, Flughäfen" durch ein „Volksaktien"-Modell dem Einfluss der Politik entzogen werden, in den Schulen sollten die Eltern die Direktoren wählen. Am nähesten kamen sich Stronach und Spindelegger noch bei der „Entfesselung" der Wirtschaft: Dort gebe es zu viele Vorschriften, so beide Duellanten. Offen blieb, in welchem Ausmaß diese zurückgeschraubt werden sollten - „Braucht eine Blumenverkäuferin Regeln? Ich hab noch nie von einer giftigen Blume gehört", sagte Stronach.
Uneinigkeit herrschte auch in der Außenpolitik: Dort sprach sich Stronach als erster heimischer Politiker für einen Militärschlag gegen Syriens Diktator al-Assad aus, „weil dort Leute vergast werden".

(APA)

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