Nationalratswahl: Eine politische Zeltstadt in Wien

Werner Faymann 2008 waehrend der Wahlfeier im SPOE-Zelt vor dem Burgtheater in Wien.
Werner Faymann 2008 waehrend der Wahlfeier im SPOE-Zelt vor dem Burgtheater in Wien.(c) APA
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Am Abend der Nationalratswahl wird gefeiert. Bei den großen Parteien in Zeltfestatmosphäre, die Grünen setzen auf das Museumsquartier, andere feiern in kleinem Kreis.

Vor der Löwelstraße, direkt neben dem Café Landtmann, ist ein Ort der Emotionen. Hier hat die SPÖ große Triumphe gefeiert und schwere Niederlagen betrauert. Hier wurde in einem Festzelt 2006 der überraschende Sieg Alfred Gusenbauers über Wolfgang Schüssel und das Ende der schwarz-blauen Koalition von tausenden SP-Sympathisanten frenetisch bis in die Morgenstunden zelebriert. Man applaudierte Franz Vranitzky nach der Nationalratswahl 1994 (trotz Verlusten). Und: Zuletzt beklagten hier Partei und Sympathisanten den Verlust von Michael Häupls absoluter Mehrheit im Wiener Gemeinderat.

Am Sonntag werden in Griffweite der SPÖ-Parteizentrale wieder die Emotionen regieren. Das weiße Festzelt, das unübersehbar den Platz dominiert, ist bereit. Dort feiert (oder betrauert) die SPÖ offiziell ihr Wahlergebnis. So wie es seit langen Jahren Tradition ist. Wenn sich die Tore für die hunderten Besucher und SP-Sympathisanten ab 16 Uhr öffnen, stehen die Bildschirme an der Wand im Mittelpunkt. Um 17 Uhr wird dort die erste Hochrechnung über den Bildschirm flimmern. Dann wird sich entscheiden, ob das Zelt voll ist oder die SP-Anhänger frustriert nach Hause gehen – natürlich erst, nachdem sie ihre Spitzenkandidaten Werner Faymann und Rudolf Hundstorfer beklatscht haben.

Ein urbanes Zeltfest? Das klingt altmodisch, bestenfalls skurril, liegt politisch aber voll im Trend. Denn die ÖVP hat im Schatten des Rathauses ebenfalls ein Festzelt aufgestellt. Wie immer bei Wahlen. Und wie immer direkt vor der Parteizentrale in der Lichtenfelsgasse. Um 16 Uhr beginnt der Einlass, um 17 Uhr startet die Feier offiziell mit der ersten Hochrechnung. Oder die Trauer – je nachdem.

Vorsorge für Wahlsieg. Das Zelt, das über zwei Bühnen verfügt, fasst einige hundert Menschen. Fährt VP-Chef Michael Spindelegger einen Sieg ein, wird der Platz wohl knapp. Für diesen Fall hat sich die Partei sicherheitshalber den Platz unter den angrenzenden Arkaden gesichert. Man weiß ja nie, was am Wahlabend passiert. Fährt die ÖVP ein schlechtes Ergebnis ein, wird Spindelegger relativ allein im Zelt stehen und die offizielle Interviewtour abspulen – im Beisein vieler VP-Minister.

Apropos Zeltfeste. Diese sind der FPÖ nicht gerade fremd. Und deshalb wird sich das Gebiet beim Rathaus in eine Partymeile verwandeln. Denn neben SPÖ und ÖVP zelebrieren auch die Freiheitlichen ihre Triumphe und Niederlagen traditionell in einem Festzelt vor der Parteizentrale (Rathausplatz 8). Ab 18.30 Uhr können Besucher und FP-Sympathisanten in dem Zelt, das mehrere hundert Besucher fasst, feiern. Wann Parteichef Heinz-Christian Strache dort auftritt, ist aber noch offen. Bei den Freiheitlichen kann eine Wahlfeier allerdings recht rustikal ausfallen. Das war offenbar der Grund, weshalb „Die Presse am Sonntag“ bei den Wien-Wahlen ohne Begleitung durch einen eigens abgestellten Securitymann „zur eigenen Sicherheit“ nicht in das Festzelt gelassen wurde.

Die Grünen dagegen entziehen sich seit Jahren konsequent dem Trend zum Zelt. Sie feiern ab 16 Uhr wieder im Wiener Museumsquartier (Halle E), dem (angeblichen) Tempel der jung-urbanen Wiener – also dem beliebtesten Treffpunkt der grün-affinen Wählerschicht. Und wie gewohnt gibt es bei den Grünen eine ausgiebige DJ-Line. Nebenbei: Das Museumsquartier liegt im siebenten Bezirk, also der Wiener Hochburg der Ökopartei.

In bescheidenerem Rahmen zelebrieren die Kleinparteien das Wahlergebnis. Das Team Stronach feiert dies auf der Dachterrasse des Hotels 25 Hours ab 16.30 Uhr im siebenten Bezirk – weil es ein inspirierender, kreativer und moderner Ort sei, wird in der Partei erklärt, die das 25 Hours schon vorher für Veranstaltungen genutzt hat. Durch den beschränkten Platz sind dort nur Parteispitze und hohe Funktionäre zugelassen – es wird also keine Publikumsveranstaltung. Ähnliche Situation beim BZÖ, das ab 20 Uhr in kleinem Rahmen in der Cocktailbar Grande im achten Bezirk feiert – falls es etwas zu feiern gibt. Die Neos dagegen laden beim Open House jeden ein mitzufeiern. In der Neosphäre (Neustiftgasse 73–75), dem Sitz der Partei, geht die Wahlparty von 13 bis 23 Uhr über die Bühne.

Partys

SPÖ. Festzelt vor der Löwelstraße.
ÖVP. Festzelt vor der Lichtenfelsgasse beim Rathaus.
FPÖ. Festzelt neben dem Rathaus.
Grüne. Museumsquartier Halle E.
Neos. Neosphäre, (Neustiftgasse 73).
Team Stronach. Nicht öffentlich.
BZÖ. Nicht öffentlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2013)

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