Ernüchtertes Warten auf Frank Stronach

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Reportage. Das Team Stronach blieb nach skurrilen Auftritten seines Parteigründers unter den Erwartungen. Lange war unklar, ob Stronach auf seiner eigenen Party überhaupt erscheint.

Wien. Kommt er - oder kommt er nicht? Das war die Frage, die die Anhänger des Team Stronach den ganzen Wahlabend lang beschäftigte. Eigentlich hatte der Parteigründer sein Kommen zur Open-House-Wahlparty im Wiener „25hours"-Hotel schon am frühen Nachmittag abgesagt.

Um 22 Uhr war es dann aber doch so weit: Frank Stronach trat, flankiert von zwei hübschen jungen Damen, auf seiner eigenen Feier auf. Es folgten Applaus und Jubel auf Kommando.

Bis dahin war die Stimmung eher gedämpft: Nur rund 5,8 Prozent der Wählerstimmen konnte der Austro-Kanadier für sich verbuchen. Das ist wenig für eine Partei, deren Gründer vor wenigen Monaten noch vollmundig das Ziel formulierte, bei der Wahl auf Anhieb die meisten Stimmen zu bekommen. Dass selbst vor wenigen Tagen das Wahlziel noch bei 10 bis 15 Prozent lag, davon wollte am Sonntag Abend plötzlich niemand mehr etwas wissen.
Dabei sah es noch im April so aus, als könnte die Partei tatsächlich ein zweistelliges Ergebnis einfahren. Schuld am Wählerschwund dürfte wohl der Parteichef, der Millionen in sein Projekt investierte, selbst gewesen sein. Zu skurril wirkte der 81-Jährige in seinen Auftritten. Für eine Tageszeitung ließ er sich mit nacktem Oberkörper ablichten, im ORF wollte er die Todesstrafe für Berufskiller einführen. Das sei keine gute Idee, versuchte seine rechte Hand Kathrin Nachbaur noch abzuschwächen. Doch da war es bereits zu spät.

Der große Applaus blieb aus

Dementsprechend groß war die Ernüchterung unter den geschätzten 150 anwesenden Wählern, Funktionären und Kandidaten. Am frühen Abend machte sich bereits erstmals Besucherschwund breit. Die Wiener Landespartei-Obfrau Jessi Lintl etwa war unauffindbar, als die erste Wiener Hochrechnung - 3,9 Prozent für Stronach - veröffentlicht wurden.

Auch sonst fehlte die Prominenz. Einzig Klubobmann Robert Lugar und Wahlkampfleiter Tillmann Fuchs hielten die Stellung. So richtig kommentieren wollte das lange Fernbleiben der Parteispitze niemand. „Frank wollte sein Team stärken und das tut er, indem er mich hierher geschickt hat", sagte Lugar. Zur allgemeine Partylaune trug das freilich nicht bei. Nach den ersten Hochrechnungen stürzte man sich aufs Buffet (Antipasti, Fleischlaberl, Schweinslungenbraten) oder diskutierte das Ergebnis.s-10;0 Die Wähler, die geblieben sind, scheuten sich nicht, „ihren" Frank leise zu kritisieren. „Stronach hat einige Fehler gemacht", sagte etwa ein ältere Herr.

Einig waren sich fast alle, dass Stronach in Wirtschaftsfragen Kompetenz zeigte, sich aber in anderen Punkten - etwa im Fernsehen - zu große Patzer geleistet hat. Als Stronach am Wahlabend im Fernsehen auftrat, wollte unter den Verbliebenen nicht einmal noch jemand klatschen. Und das, obwohl der Parteigründer kund tat, sein Nationalratsmandat annehmen zu wollen.

Offizielle Sprachregelung war eine andere: „Als großen Erfolg" wertete Klubobmann Robert Lugar das Ergebnis. In seiner Rede schwor er die Anwesenden auf die Zukunft ein: „In fünf Jahren sind wir erfolgreicher, vielleicht sogar stärkste Partei." Stronach selbst schlug in die selbe Kerbe: „Natürlich hätten wir gerne mehr Stimmen gehabt, aber wichtig ist, dass wir im Parlament sind und Werte haben", sagte er bei seiner Ansprach am späten Abend. Wahlkampfleiter Tillmann Fuchs übte sich in Politsprech: „Besser kann es nicht sein. Innerhalb eines Jahres in drei Landtage einzuziehen und die Mandate im Nationalrat zu verdoppeln, das hat noch keiner davor geschafft."

Kritik an Stronach gab es von offizieller Seite übrigens den ganzen Abend lang nicht. Wohl aus Kalkül. Bereits am Nachmittag war unter zu hören, dass irgendjemand den Kopf für das Ergebnis werde hinhalten müssen: Und das werde sicher nicht Frank selber sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2013)


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