Häupl: Mobilisierungsschwäche der SPÖ "anschauen"

Haeupl will Mobilisierungsschwaeche SPoe
Haeupl will Mobilisierungsschwaeche SPoe(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Bürgermeister begründet das schlechte Abschneiden der Partei in Wien mit der Zahl der Nichtwähler. SPÖ-Chef Faymann will er keine Vorgaben machen.

Ein Ansatz von Selbstkritik ist bei Wiens Bürgermeister und SPÖ-Chef Michael Häupl zwei Tage nach der Nationalratswahl zu vernehmen: So liege, seiner Ansucht nach, der Hauptgrund für die Verluste der Partei in der Bundeshauptstadt nicht unbedingt in Wählerströmen Richtung FPÖ. Vielmehr seien zahlreiche Anhänger der Roten diesmal gar nicht zur Wahl gegangen, sagte er am Dienstag. Konkret hätten nur 87 Prozent der Personen, die 2008 ihr Kreuz bei den Sozialdemokraten gemacht haben, auch diesmal die SPÖ gewählt. Die restlichen 13 Prozent "machen mir Gedanken und mit denen werden wir uns zu beschäftigen haben", hielt Häupl fest.

Man werde sich die Mobilisierungsfrage "anschauen" - ebenso wie das überdurchschnittliche Minus in den großen Flächenbezirken wie Simmering oder Floridsdorf, so das Stadtoberhaupt.

Ärger und "Desinformationspropaganda"

Er selbst hat zwei Thesen dafür, warum die eigenen Sympathisanten heuer offenbar schwerer zu den Urnen zu bewegen waren. Einerseits Unzufriedenheit bzw. Ärger vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise, andererseits die "Desinformationspropaganda" im Vorfeld der Wahl. Soll heißen: Viele Menschen hätten das Gefühl gehabt, auf ihre Stimme komme es nicht mehr an, da ein Sieg der SPÖ schon allseits als fix proklamiert wurde.

Was die Koalitionsfrage auf Bundesebene anbelangt, müsse man sich mangels SPÖ-Absoluter eben mit der "zweitbesten Lösung" zufriedengeben. Und "wenn man nicht will, dass es eine schwarz-blaue Regierung mit Stronach gibt, dann ist dies völlig pragmatisch und nüchtern - ohne Emotionen - gesehen eine SPÖ-ÖVP-Regierung", analysierte Häupl.

Faymann "keinerlei Vorgaben machen"

Hinsichtlich personeller Veränderungen, "werde ich meinem Parteifreund Werner Faymann mit Sicherheit keinerlei Vorgaben machen, die ihm seine Verhandlungsarbeit mit der ÖVP erschweren", betonte der Stadtchef.

Zu Wien bemerkte Häupl noch, dass er bitte, nun endlich den Mythos zu begraben, "dass die Errichtung einer Fußgängerzone (auf der Mariahilfer Straße, Anm.) dazu beigetragen hat, dass man bei einer Nationalratswahl so oder so entscheidet", verwies er auf die guten Bezirksergebnisse von Rot und Grün in Mariahilf und Neubau. Nachsatz: "Die Österreicher sind gescheiter, als man sie manchmal vielleicht hält."

(APA)

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