Die Partei steht vor einer Zerreißprobe. Drei Landesparteichefs wurden abgelöst. Vor allem Gerhard Köfers Kärntner leisten Widerstand. Hintergrund soll ein Streit ums Geld sein.
Wien/Salzburg. Frank Stronach stieg gestern, Donnerstag, wieder in das Flugzeug und verließ Österreich in Richtung Kanada. Zurück ließ er einen Scherbenhaufen. Denn die nach dem Wahlsonntag vorgenommenen internen Personalrochaden haben Spuren hinterlassen – die deutlichsten in Kärnten. Dort steht das Team Stronach nun vor einer Zerreißprobe.
Stein des Anstoßes war die am Mittwoch bekannt gewordene Absetzung des Kärntner Landesparteichefs Gerhard Köfer. Dieser wurde durch Siegfried Schalli ersetzt. Am Donnerstagmorgen ging es munter weiter: Es sickerte die Nachricht durch, dass Stronach auch den gesamten Kärntner Landesparteivorstand abgesetzt hat. „Der Vergleich mit Nordkorea ist ein naheliegender“, sagte dazu ein hochrangiger Funktionär des Teams Stronach zur „Presse“. Auch Köfer selbst spricht von „einem System, das ich in meiner politischen Laufbahn bisher noch nicht gekannt habe“. Ob er die Partei verlässt, ist noch nicht klar. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass er eine eigene politische Bewegung gründe. Die Landtagsabgeordneten Hartmut Prasch, Isabella Theuermann und Martin Rutter stellten sich jedenfalls demonstrativ hinter Köfer. Rutter legte sein Amt als Stellvertreter des neuen Landeschefs Schalli am Donnerstagnachmittag sogar zurück. Schalli stand damit isoliert da.
Kritik „nicht gut angekommen“
Von einer Spaltung der Partei wollte der Neochef vorerst aber nichts wissen. „Wenn sich die Emotionen beruhigen und Vernunft einkehrt, dann wird alles normal weitergehen“, sagte Schalli zur „Presse“. Nachsatz: Reisende könne und wolle man nicht aufhalten. Wie es weitergeht, soll am kommenden Montag in einer Sitzung diskutiert werden. Dass seine Parteikollegen Stronach „ungeheuerliche Machtdemonstrationen“ vorwerfen, versteht Schalli übrigens nicht: „Es stand von Beginn an in unseren Statuten, dass sich Frank Stronach die Besetzung dieser Posten vorbehält.“
Kärnten war nicht das einzige Bundesland, in dem Stronach einen Machtwechsel von oben initiierte – auch die Landesparteichefs in Niederösterreich und Salzburg wurden in den vergangenen Tagen ausgetauscht. Auch die abgelöste niederösterreichische Parteichefin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger sagte: „Kritikern ist man ganz einfach immer sehr skeptisch gegenübergestanden.“ Hans Mayr, der abgesetzte Salzburger Landesparteichef, schließt eine Spaltung in Salzburg zwar aus, aber auch er gibt offen zu, dass seine Absetzung eine Folge seiner offenen Kritik an der Personalrochade in der Bundespartei war. „Das ist bei Herrn Stronach nicht so gut angekommen.“ Doch wenn es der Sache diene, müsse man persönliche Opfer in Kauf nehmen, so Mayr. Außerdem ortet er ohnehin bereits erste Anzeichen für mehr „innerparteiliche Basisdemokratie“. So werde ein Bundesdirektorium geschaffen, in dem die Abgeordneten, Landesparteivorsitzenden und Landesräte des Teams Stronach vertreten sein werden. Das habe ihm Kathrin Nachbaur, die neue Klubobfrau und Vertraute Stronachs, zugesichert.
Ein Gerücht hält sich hartnäckig: Stronach habe die Rochaden in den Landesparteien nicht wie behauptet wegen der „Arbeitsteilung“ vorgenommen, sondern aus finanziellen Gründen. Er wollte sich von den Landeschefs Geld, das er in Form von Darlehen vorgestreckt hatte, zurückholen. Da die drei abgesetzten Landeschefs nicht mitspielten, seien sie eliminiert worden, so das Gerücht. „Das hat damit nichts zu tun“, sagt Nachbaur. Köfer widerspricht ihr im „Presse“-Gespräch: „Jedes Gerücht hat ein Körnchen Wahrheit. Punkt.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2013)