Die ÖVP greift nach den Sternen

Freude beim Wahlergebnis
Freude beim Wahlergebnis(c) EPA (ROLAND SCHLAGER)
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Oberösterreichs Volkspartei jubelt über unerwartet hohe Zugewinne und liebäugelt mit einer Alleinregierung. Landeschef Pühringer: "Harte Arbeit wurde belohnt."

Es ist der Abend des Josef Pühringer. Er sichert mit 46,75 Prozent und einem Plus von 3,33 Prozentpunkten der ÖVP die Mehrheit in der oberösterreichischen Landesregierung - und kann sich Sonntagabend im gleichnamigen Linzer Stadtbräu „Josef" von Parteifreunden und Anhängern mit „So sehen Sieger aus"-Rufen als klarer Wahlgewinner feiern lassen.

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Dass Pühringer gestärkt aus der Wahl kommt, ist bereits am frühen Nachmittag klar. Um 15 Uhr dringen erstmals Jubelschreie aus der Parteizentrale an der Linzer Donaulände. „Das wird ein Wahnsinn", ruft einer der Jungfunktionäre durch den Raum, als erste Detailergebnisse kleiner Gemeinden über die Leinwände flimmern - und fast durchgehend schwarze Zugewinne ausweisen.

Zurückhaltender, aber nicht weniger gelöst zeigen sich da die ÖVP-Parteigranden, die sich zeitgleich um Wahlkampfleiter Michael Strugl vor einem Laptop drängen. Die ernsten Mienen der vergangenen Stunden sind wie weggeblasen, die Teilergebnisse werden launig kommentiert. Für Pühringer, der am Vormittag in seiner Heimatgemeinde Traun vor dem Kirchgang seine Stimme abgegeben hat und jetzt zwischen Funktionären und wartenden Journalisten hin und her eilt, gibt es erste Glückwünsche seiner Landesräte. Vizekanzler Josef Pröll gratuliert zum „fulminanten Erfolg".

Auch Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl ist gekommen - ebenso wie Oberösterreichs mächtiger Raiffeisen-General Ludwig Scharinger, der in kleiner Runde fachkundig erläutert, warum das BZÖ keinesfalls den Einzug in den Landtag schaffen wird.

Genugtuung über SPÖ-Verluste

Als um 16 Uhr die erste Hochrechnung kommt, hat man in der Parteizentrale Gewissheit: „Die Wähler haben unsere solide Arbeit belohnt", so Pühringer zur „Presse". Aber: So wirklich absehbar waren die Zugewinne auch für ihn nicht, „zumindest nicht in diesem Ausmaß", wie er gesteht. Nicht umsonst war das selbst definierte Wahlziel wesentlich niedriger - 40 Prozent war die magische Marke, auf die sich Pühringer festgelegt hat. Sollten es mehr werden, „pilgere ich nach Mariazell", hat er noch vor wenigen Tagen gesagt.

Groß ist am Sonntag dann nicht nur die Freude über das eigene gute Abschneiden - auch die herben Verluste des Erzrivalen, SPÖ-Chef Erich Haider, werden voll Genugtuung kommentiert. „Populismus ist eben nur kurzfristig erfolgreich", sagt Pühringer. „Skandalisierung richtet sich gegen die, die sie betreiben." Auch Christoph Leitl rechnet mit Erich Haider ab. „Diese ständigen Unterstellungen haben nicht gewirkt." Andere populistische Themen wie etwa die Pensionen oder die Voest-Privatisierung, mit denen die SPÖ noch bei der Wahl 2003 punkten konnte, habe es diesmal nicht gegeben. Die FPÖ-Gewinne werden als „erwartbar" abgetan.

Die Volkspartei selbst hat in ihrem Wahlkampf auf den Bonus des Amtsinhabers vertraut. Die Kampagne war auf den Landeshauptmann zugeschnitten, das Logo der ÖVP war auf vielen Plakatsujets gar nicht zu finden. Auch mit politischen Inhalten wollte sich die Partei nicht übermäßig aufhalten. Pühringer begnügte sich damit, vor einer rot-blauen Koalition zu warnen, eigene Leistungen zu loben und sich mit Slogans wie „Weil er Oberösterreich liebt" als Landesvater für alle zu präsentieren und für Jungwähler den „Dr. Joe" zu geben. Den Oberösterreichern scheint das gefallen zu haben.

Schwarze Alleinregierung?

Mit Gedanken über mögliche Koalitionen muss sich am Wahltag daher in der ÖVP, die sich bis zuletzt alle Optionen offen gehalten hat, keiner abquälen. Mit der Chance auf eine Alleinregierung im Rücken gibt sich Pühringer am Abend denn auch generös: Er lädt die anderen Parteien zur „konstruktiven Zusammenarbeit" ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2009)


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