Erstes TV-Duell: Romney sticht Obama aus

Obama Romney Diskussion endet
Obama Romney Diskussion endet(c) AP (Charlie Neibergall)
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Bei der ersten von drei Fernsehdebatten ging es vor allem um Steuern und Obamas Gesundheitsreform. Die Überraschung: Der US-Präsident wirkte müde, sein Herausforderer angriffslustig.

Das Urteil der Kommentatoren über den US-Präsidenten war wenig schmeichelhaft: Barack Obama wirke müde, unelegant und spreche in zu akademischer Sprache und zu vielen Details. Sein Herausforderer Mitt Romney hingegen komme überraschend sympathisch rüber, rede nuanciert und wirke angriffslustiger als Obama. Die erste TV-Debatte der Präsidentenbewerber endete in der Nacht auf Donnerstag klar zugunsten Romneys. Das sehen nicht nur die Analysten so. Für 67 Prozent hat Romney die Debatte besser gemeistert. Das geht aus einer - allerdings nicht repräsentativen - Umfrage von CNN/ORC hervor. Auch in der entscheidenden Gruppe der unentschlossenen Wähler sahen 46 Prozent einen Sieg des Republikaners. Nur 22 Prozent fanden, dass sich der Amtsinhaber besser geschlagen hat (Quelle: CNN/ORC).

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Dabei befand sich der Republikaner Romney über weite Strecken der Debatte in der Defensive. Schon in der ersten Viertelstunde kam es zu einer Konfrontation beim Thema Steuern, bei dem der Republikaner mehrmals dazu gezwungen wurde, abzustreiten, dass er die Steuern für Gutverdiener senken werde und insgesamt fünf Billionen US-Dollar an Steuern kürzen wolle.

Der Präsident griff Romney dabei direkt an: "Gouverneur Romney denkt, wenn wir Steuern für Reiche senken und Regulierungen zurückfahren, dann geht es uns besser. Ich bin anderer Ansicht". In seiner Angriffslinie über Steuersenkungen knüpfte der Präsident an Bemerkungen Romneys an, in denen er sich über die "47 Prozent" der US-Bürger mokierte, die keine Einkommenssteuer nach Washington entrichten.

Staatlicher Scheck für private Versicherung?

Heikel für den Ex-Gouverneur von Massachusetts war auch das Thema Medicare: Die Krankenvorsorge für Pensionisten ist in den USA ein von beiden Parteien hochgelobtes Regierungsprogramm. Während die Demokraten Medicare mit kleinen Einschnitten zur Finanzierung der Gesundheitsreform beibehalten wollen, treten Romney und sein Vize-Präsidentschaftskandidat Paul Ryan für einen Umbau in ein Voucher-System ein. Dieses soll es möglich machen, mit einem staatlichen Scheck eine private Versicherung abzuschließen.

"Das Problem ist, die Pensionisten würden mehr bezahlen, die Versicherungsfirmen würden profitieren", erwiderte Obama. Am Ende würden die gesunden Senioren das öffentliche System verlassen, und eine Katastrophe auslösen: "Das System würde kollabieren."

Romney will Gesundheitsreform kippen

Zu der Gesundheitsreform Obamas erklärte Romney, das gegen den Widerstand der Republikaner durchgesetzte Programm sei zu teuer und uneffektiv. "Unsere Aufgabe ist: Wir müssen die Kosten für die Familien senken", kündigte er vor Millionen von TV-Zuschauern an. Dies könne die Privatwirtschaft viel besser als der Staat bewirken.

Obama erwiderte, die Reform sei noch längst nicht abgeschlossen. "Wenn Obamacare komplett umgesetzt ist, werden wir die Kosten senken", versprach der Präsident. Die Krankenversicherungsbeiträge würden nun bereits so langsam steigen wie seit 50 Jahren nicht mehr. Die noch nicht voll umgesetzte Reform zeige bereits Erfolge, verkündete Obama. Romney hatte im Wahlkampf unter Amerikas Konservativen viel Unterstützung für die Ankündigung erhalten, die Reform zu kippen, falls er Präsident werden sollte.

"Schicksalsentscheidung" für Mittelschicht

In seiner Abschlusserklärung bezeichnete Romney die bevorstehende Wahl als "Schicksalsentscheidung für die Mittelschicht" seines Landes. "Ich bin beunruhigt über die Richtung, die Amerika in den vergangenen vier Jahren eingeschlagen hat". Wenn er Präsident sei, werde er dabei helfen, zwölf Millionen neue Jobs im Land zu schaffen, mit höheren Löhnen, versprach Romney.

Obama erinnerte in seinem Schlusswort daran, wie schwer die Wirtschaftskrise zur Zeit seines Amtsantritts vor vier Jahren war. Seine Zuversicht in die amerikanische Zukunft sei allerdings ungeschmälert, wegen der großartigen Menschen im Land. Er habe damals angekündigt, jeden einzelnen Tag für die Menschen in Amerika zu kämpfen. "Ich habe das Versprechen gehalten. Wenn Sie mich wählen, so versichere ich Ihnen, auch in der zweiten Amtszeit so hart zu kämpfen", sagte Obama.

Das Aufeinandertreffen leitete die heiße Phase im Wahlkampf ein - zwei weitere Fernsehdebatten sind für den 16. und 22. Oktober geplant. Für Romney geht es darum, im Rennen um das Weiße Haus wieder an Boden gut zu machen: Jüngsten Umfragen zufolge hat Obama in dem zuletzt noch knappen Rennen die Nase vorn.

(APA/sda/AFP/dpa)

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