USA: „George Bush II.“ gegen Hussein Obama

(c) AP (Paul Sancya)
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Der Kampf ums Weiße Haus könnte eine Milliarde Dollar kosten. Noch nie zuvor war ein Wahlkampf so teuer.

Washington. Es wird das Jahr der politischen Rekorde: Noch nie dauerte ein Präsidentschaftswahlkampf so lange; noch nie war er so teuer (geschätzte eine Milliarde Dollar); noch nie gab es einen afro-amerikanischen Kandidaten, und noch nie galten so viele Bundesstaaten als unentschieden (ob sie also bei der Wahl demokratisch oder republikanisch stimmen).

Und es wird zweifellos auch einer der gehässigsten Wahlkämpfe. Darauf bekommt man einen Vorgeschmack, seit John McCain als republikanischer und Barack Obama als demokratischer Kandidat feststeht.

Gerade Obama bietet große Angriffsflächen für subtile und weniger subtile Attacken: Sein Mittelname „Hussein“ beispielsweise, den konservative Radiomoderatoren stets betonen. Sie „versprechen“ sich auch ständig und machen Obama zu Osama. Die Fotos, die den Senator bei einem Besuch in Afrika in traditioneller muslimischer Kleidung zeigen und bereits im Vorwahlkampf zirkulierten, tauchen immer wieder auf. Und angeblich bereiten die Republikaner eine Drogenkampagne gegen Obama vor, der in einem seiner Bücher enthüllt, dass er als Jugendlicher Haschisch und Kokain probiert hatte.

„Unpatriotische Frau“

Die republikanische Partei dürfte es auch auf Obamas Frau Michelle abgesehen haben. Sie hatte im Vorwahlkampf den Fehler gemacht bei einer Veranstaltung zu sagen, dass sie „zum ersten Mal im Leben stolz auf die USA“ sei. Das trug ihr umgehend den Vorwurf ein, anti-amerikanisch und unpatriotisch zu sein.

In Erwartung der Attacken heuerte das Obama-Team diese Woche einen Politprofi für Michelle an: Stephanie Cutter, die 2004 schon die Pressearbeit für John Kerry machte, soll Michelle beraten und ihre Auftritte managen.

Clintons Ex-Beraterin für Obama

Für Diskussionen sorgte eine andere Neuerwerbung: Patti Solis Doyle, die von Hillary Clinton gefeuerte Wahlkampfchefin, soll die Kampagne von Obamas künftigem Vizepräsidenten führen. Da Clinton und Doyle seit deren Entlassung tief verfeindet sind, dürfte die ehemalige First Lady mit dieser Personalwahl als Obamas „Running Mate“ wohl endgültig ausscheiden.

Die Demokraten waren ihrerseits nicht untätig und machten John McCain mit dem politisch derzeit verheerendsten Attribut schlecht: Er sei ein „zweiter George W. Bush“. Wer McCain wähle, der stimme für eine dritte Amtszeit von Bush, weil die politischen Ansichten der beiden identisch seien, heißt es in TV-Spots.

Der Vorwurf bleibt hängen: 57 Prozent der Amerikaner glauben laut einer „Washington Post“-Umfrage, dass McCain das Land auf dem von Bush eingeschlagenen Kurs weiterführen wird – nicht unbedingt hilfreich, wenn 84 Prozent meinen, das sei der falsche Kurs.

Die harten Attacken haben gute Gründe. Derzeit liegen die Kandidaten, rechnet man die Schwankungsbreite der Umfragen ein, gleichauf: Obama führt mit 48 Prozent vor McCain mit 42. Entscheiden werden die Wahl am 4.November aber ein paar Bundesstaaten: Nevada, Colorado, Iowa, Michigan, New Mexiko, Nord Dakota, Ohio und Virginia sind heiß umkämpft.

Insgesamt, glauben amerikanische Beobachter, könnten aber bis zu 25 Bundesstaaten kippen – entweder für die Demokraten oder die Republikaner: Pennsylvania beispielsweise, das John Kerry 2004 mit drei Prozentpunkten Vorsprung gewann. Florida, das Bush mit fünf Prozentpunkten für sich entschied, Minnesota (Kerry plus drei) oder New Hampshire (Kerry plus eins). Und auch Staaten wie North Carolina (Bush plus zwölf) oder Georgia (Bush plus 17), die aufgrund des hohen afro-amerikanischen Bevölkerungsanteils diesmal Obama zufallen könnten.

John McCain hat jedenfalls schon einen wichtigen Sieg errungen: Als Geschenk zum Vatertag trat seine 23-jährige Tochter Meghan nach langem Zögern der republikanischen Partei bei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2008)

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