Wer wählt außer in den inneren Bezirken pink? Von überraschenden Neos–Fans und einer tanzenden Spitzenkandidatin am Wallensteinplatz.
30.12.2016 um 15:55
Die größten Helden sind die Wahlkämpfer in Pink bei den Jungen. Nicht bei der Zielgruppe jung, urban, wie man das so gern sagt, bessergebildet. Sondern bei den ganz Kleinen. Diese stehen vor dem Wahlkampfstand am Wallensteinplatz Schlange.
Stanislav Jenis / Die Presse
Luftballons, Musik, Zuckerln und das in Grellpink – so werden Politiker zumindest bei Kindern zu Helden.
Stanislav Jenis / Die Presse
Und eine Kandidatin, wie man sie selten sieht: eine, die zwischen dem Flyerverteilen immer wieder zur Elektro-Loungemusik aus den Boxen vom Lastenfahrrad tanzt – und Pirouetten auf einem Bein dreht.
Stanislav Jenis / Die Presse
„Danke, da wählen Sie ja mich! Ich bin die da (zeigt den Flyer, Anm.), Beate Meinl-Reisinger“, stellt sich die Spitzenkandidatin zwei Männern vor, die sich als Wähler outen. „Wen sollt ich denn sonst wählen?“, fragt einer in Wiener Dialekt und Wiener-Linien-Arbeitsgewand. Was ihn bei den Neos überzeuge? Die Ansage, den Polit-Apparat um 120 Mio. Euro verschlanken zu wollen. Sein Begleiter, ebenfalls mittelalt und in Arbeitsgewand, der mit Akzent spricht, sagt, ihn habe das Thema Bildung überzeugt. „Ich wähle für meine Kinder Neos“, sagt er.
Stanislav Jenis / Die Presse
Es sind nicht die typischen Neos-Wähler – oder die Zielgruppe, die man sich da so vorstellt –, die beim Wahlkampfstand haltmachen. Schließlich ist die Brigittenau nicht gerade Neos-Kerngebiet. Bis auf das Grätzel zwischen Augarten, Brigittenauer Lände und Klosterneuburger Straße – eine grün-affine Gegend, wie ein Brigittenauer Neos-Kandidat sagt, auf diese habe man sich im Wahlkampf besonders konzentriert.
Stanislav Jenis / Die Presse
Denn auch die Neos haben sich im Frühjahr 100.000 Hausbesuche bis zur Wahl zum Ziel gesetzt, allein in den letzten zweieinhalb Wahlkampfwochen finden mehr als 1000 Straßenaktionen statt, bei denen Wahlkämpfer versuchen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen.
Stanislav Jenis / Die Presse
„Darf ich Ihnen da etwas mitgeben?“, fragt Meinl-Reisinger immer wieder Passanten. Die einen gehen reaktionslos vorbei, „hab ich schon“ oder „nein danke“ antworten andere. Einige nehmen die Zettel, noch mehr stellen sich um Luftballons an. Zu 50 Prozent, sagt einer vom Wahlkampfteam, seien die Leute den Neos gegenüber offen, 25 Prozent seien „sehr offen“.
Stanislav Jenis / Die Presse
Negative Reaktionen aber seien selten. Auch, wenn viele noch nicht recht wissen, wofür die Neos abseits der Plakatslogans stehen. „Ich kenn Sie aus dem Fernsehen!“, sagt eine alte Dame und kommt auf Meinl-Reisinger zu. Die Neos kenne sie noch nicht so genau. Wen sie wählen wird, wisse sie nicht. Meinl-Reisinger gibt ihr Broschüren – extra groß geschrieben für Ältere. Von Bildung und Abspecken des Systems ist da zu lesen.
Stanislav Jenis / Die Presse
Und sonst? Im Finale spitzt sich der Wahlkampf zu, immer wieder machen auch die Pinken es zum Thema, dass nur sie Strache verhindern könnten. „Die Leute fühlen sich alleingelassen und sind froh über eine Alternative“, sagt Meinl-Reisinger.
Stanislav Jenis / Die Presse
Oder sie wissen nicht, wen sie wählen sollen – und das treibt sie an den pinken Stand: „Auf Wahlkabine.at ist herausgekommen, dass ich mit den Neos am meisten übereinstimme“, sagt eine ältere Frau, lange graue Haare, bunte Wolljacke; sie erzählt, sie sei Gründungsmitglied der Grünen gewesen, wisse aber in Wien nicht mehr, wen sie wählen soll. Nun schaut sie sich die Neos an. (cim)
Brigittenau in Pink
Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.