Hürde genommen: Neos schaffen Einzug in Landtag

Neos-Frontfrau Beate Meinl-Reisinger (Bild: bei der Stimmabgabe) darf nun ins Wiener Rathaus einziehen.
Neos-Frontfrau Beate Meinl-Reisinger (Bild: bei der Stimmabgabe) darf nun ins Wiener Rathaus einziehen. Clemens Fabry / Die Presse
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Die Neos haben ihr Wahlziel knapp erreicht. Sie werden in den Wiener Gemeinderat bzw. Landtag einziehen. Das Duell Strache-Häupl kostete sie aber Stimmen.

Wien. Der Jubel im Café Ludwig und Adele war laut und dauerte lang, als der Balken um 17 Uhr das erste Mal am Bildschirm erschien. Der Balken war zwar nicht hoch, aber hoch genug, um für die Neos eine wichtige Hürde zu nehmen. Mit 6,2 Prozent laut erster Hochrechnung (18 Uhr) schafft die Partei den Einzug in den Gemeinderat bzw. den Landtag. Auf Anhieb und mit dem ersten Versuch. „Das ist ein großartiger Erfolg. Das zeigt, dass es einen massiven Wunsch nach Veränderung gibt und diesen Wunsch werden wir in den Gemeinderat tragen“, sagte Neos-Bundesgeschäftsführer Feri Thierry zur „Presse“.

Auch Wahlkampfleiter Peter Puller war naturgemäß zufrieden. „Wir sind die erste Partei seit 20 Jahren, die es auf Anhieb in den Gemeinderat schafft.“ Und er legte einen Hieb gegen die Konkurrenz nach: Die Grünen hätten es nicht beim ersten Mal geschafft.

Tatsächlich war die Hoffnung groß, dass die Neos in Wien punkten. Nach gleich drei Schlappen (Burgenland, Oberösterreich, Steiermark) ist ein Erfolg in Wien nicht nur aus strategischer Sicht wichtig. „Ich möchte das stärkste Ergebnis, das die Neos auf Landesebene erreicht haben – mehr als sieben Prozent“, hatte Frontfrau Beate Meinl-Reisinger im Juni via „Presse“ verlautbart. Ihre Zielsetzung war schon damals konservativ. Bei der Nationalratswahlen 2013 wählten 7,65 Prozent in Wien die Neos.

„Duell“ hat Stimmen gekostet

Das genaue Ergebnis wird zwar erst mit der Auszählung der Wahlkarten (heuer überdurchschnittlich hoch) feststehen, trotzdem ist man sich auch bei den Neos sicher, dass das Duell zwischen Michael Häupl (SPÖ) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) die Kleinparteien Stimmen gekostet hat. „Die allgemeine Themenlage ist natürlich zu Lasten der wirklichen Themen in Wien wie strukturelle Korruption und Bildung gegangen“, sagte Thierry. Zur Erinnerung: Die Neos wollten auch schon mal ein zweistelliges Ergebnis in Wien erreichen.

Nach Vorliegen der Endergebnisse müsste man nun sehen, ob die Neos „relevant“ in den Koalitionsgesprächen seien, meinte Thierry. Eine Koalition mit der FPÖ schloss er wieder aus.

Die Stimmung war jedenfalls schon zu Mittag positiv gewesen. Bereits um elf Uhr war Neos-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger in ihrer alten Schule im Gymnasium in der Wasagasse im neunten Bezirk wählen gegangen. Zuversichtlich schritt sie in ihrem knallpinken Anorak die Stiege hinauf, wo Kameras und Fotografen sie bereits erwarteten. „Wir werden es auf jeden Fall schaffen“, antwortete sie mantraartig auf jede Frage, die das Wahlergebnis betraf. Und zwar nicht nur auf Landesebene, sondern „in allen Bezirken“.

Dabei hat die Partei am Wahlsonntag selbst noch so manchen Wähler verärgert. Per Massen-SMS forderte Beate Meinl-Reisinger auf, wählen zu gehen. Das führte zu Beschwerden, weil einige Menschen nicht wussten, woher die Partei ihre private Telefonnummer hatte. Die Neos argumentierten, man hätte sie von der Post gekauft, außerdem keine Wahlwerbung gemacht, sondern nur zur Wahl aufgerufen.

AUF EINEN BLICK

Die Neos schafften nach drei verlorenen Landtagswahlen (Steiermark, Burgenland, Oberösterreich) in Wien den Einzug in den Gemeinderat. Bundesgeschäftsführer Feri Thierry: „Das ist ein großartiger Erfolg und das erste Mal seit 20 Jahren, dass es eine neue politische Kraft in den Gemeinderat geschafft hat.“ Für eine Last-Minute-Aufregung hatten Massen-SMS der Neos an private Handynutzer gesorgt. Darin wurde zum Wählen aufgerufen. Unterschrieben war dies mit Beate Meinl-Reisinger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12. Oktober 2015)

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