Wien-Wahl: "So" schlecht geht es den Grünen nicht

(c) Clemens Fabry
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„Ich wurde nicht abgesägt, bin niemandem böse“, sagt der scheidende Chef der Grünen in Ottakring. Berichte über einen Konflikt in der Ottakringer Bezirksgruppe sind nicht so heiß, wie von Boulevardmedien behauptet.

Fast könnte man meinen, dass die U-Bahn-Zeitung „Heute“ eine kleine Kampagne gegen die Wiener Grünen fährt. Zugegeben, rund um all die internen Querelen gab es viel zu berichten – Putsch in Mariahilf mit anschließender Spaltung und Parteiausschlüssen, Demontage von Noch-Bezirksvorsteher Heribert Rahdjian in der Josefstadt und generell eine eher schwache inhaltliche Performance.

„Ich wurde nicht abgesägt“

Doch dass jetzt auch noch die Ottakringer Bezirksgruppe sich in ihre Einzelteile zerlegt, wie es das Gratisblatt schreibt, ist dann doch ein bisschen weit hergeholt. „Das ist bei Weitem nicht so aktuell, wie es den Anschein hat“, sagt der langjährige Klubvorsitzende Martin Grabler. „Wir haben schon vor zwei Jahren gesagt, dass wir mit einem neuen Team antreten werden.“

Das ist auch der Grund, warum der noch recht unerfahrene Joachim Kovacs Spitzenkandidat auf der grünen Bezirksliste ist – und Grabler nicht mehr antritt. Nach sechzehn Jahren habe er einfach genug gehabt. „Ich wurde nicht abgesägt, bin auch niemandem böse und wünsche Joachim Kovacs alles Gute“, sagt er der „Presse“.

„Heute“-Retourkutsche?

Dass „Heute“ derzeit eine recht scharfe Linie gegen die Wiener Grünen fährt, so munkelt man, dürfte vor allem daran liegen, dass Bundeschefin Eva Glawischnig zum Ableben von „Krone“-Gründer Hans Dichand neben dem Ausdruck der Anteilnahme auch ein paar kritische Worte gefunden hat. Was der „Heute“-Redaktion, deren Herausgeberin Eva Dichand heißt und die offiziell nichts mit der Krone zu tun hat, nicht so gut gefallen haben soll.

Keine Frage, Berichte vom Untergang der Wiener Grünen sollte man angesichts der aktuellen Parteisituation nicht von vornherein nur belächeln. Doch auf der anderen Seite – so schlecht, wie man nach der Lektüre von „Heute“ glauben könnte, geht es den Grünen auch wieder nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2010)

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