Cartellbrüder büßten für ihren Patriotismus

Auschwitz
Auschwitz(c) APA (EPA/JACEK BEDNARCZYK)
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Eine erschreckende Dokumentation über katholische Korporierte in den KZs. In vielen Verbindungen wurden zahlreiche Einzelschicksale recherchiert und aufgearbeitet.

Wien/Hws. Mit dem Anschluss wurde auch für sieben Jahre das katholische Couleurstudententum ausgelöscht. Verbindungen wurden aufgelöst und ihr Vermögen von den Nationalsozialisten konfisziert, ihre Mitglieder wurden gezielt verfolgt.

So war der erste Österreicher, der dem deutschen Einmarsch schon am 14. März 1938 zum Opfer fiel, der MKVer und CVer Ludwig Bernegger. Der Oberkommissär der Polizeidirektion Linz wurde brutal umgebracht. Auch der zweite Österreicher, der in einem KZ ums Leben kam, war katholisch-korporiert: Univ.-Prof. DDr. Hans Karl Zeßner-Spitzenberg starb am 31. Juli 1938 in Dachau an den Folgen von Misshandlungen (siehe „Die Welt bis gestern“ vom 23. März). Am Mittwoch wurde in Wien eine umfangreiche Dokumentation der Öffentlichkeit präsentiert.

In vielen Verbindungen wurden zahlreiche Einzelschicksale recherchiert und aufgearbeitet, gleichwohl eine komplette Auflistung aller relevanten Schicksale vermutlich nicht mehr möglich sein wird. Nachweislich sind die Namen von 542 katholisch Korporierten (davon über 400 österreichische CVer) bekannt, die in dieser Zeit inhaftiert waren. Darüber hinaus war eine große Zahl an Mitgliedern von ÖCV, MKV, KÖL und ÖKV beruflichen Schikanen ausgesetzt, wenn sie in einem öffentlichen Dienstverhältnis standen. Gezielt wurden Bezüge radikal gekürzt oder Beamte in den vorzeitigen Ruhestand geschickt.

Etwa die Hälfte der damals lebenden CVer sind damit in irgendeiner Form – von der Entlassung bis zu Haft oder gar bis zum Tod – in negativer Form mit dem NS-Regime in Berührung gekommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2013)

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