Jagd auf Nazis in Österreich "mangelhaft"

WiesenthalZentrum Jagd Nazis mangelhaft
WiesenthalZentrum Jagd Nazis mangelhaft(c) EPA
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In Österreich fehle der politische Wille, NS-Verbrecher vor Gericht zu bringen, kritisiert das Wiesenthal-Zentrum. Deutschland und die USA ernten Lob.

Österreichs Jagd auf NS-Kriegsverbrecher ist für das Simon-Wiesenthal-Zentum eine Farce.
Während Deutschland und die USA ausdrücklich gelobt werden und die Note „gut" bzw „sehr gut" ausgestellt bekommen, setzt es für die Alpenrepublik im aktuellen Jahresbericht des Zentrums die schlechteste Note F. Nur die baltischen Staaten Estland, Lettland, Litauen sowie die Ukraine und Australien bekamen ein ähnlich schlechtes Zeugnis ausgestellt.

Die Vorwürfe des Simon-Wiesenthal-Zentrums wiegen schwer: Es gebe in Österreich keinen politischen Willen, NS-Verbrecher vor Gericht zu bringen, heißt es in dem Bericht laut "orf.at". Die Untersuchung der Holocaust-Kriegsverbrechen sei „mangelhaft".

"Paradies für Nazis"

Der Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, hatte Österreich bereits mehrmals wegen seines Umgangs mit dem mutmaßlichen kroatischen Kriegsverbrecher Milivoj Asner scharf kritisiert. Asner starb 2011 im Alter von 98 Jahren in einem Klagenfurter Pflegeheim. Österreich hatte zuvor seine Auslieferung nach Kroatien verweigert, weil Asner mehrere Gutachten Vernehmungsunfähigkeit wegen schwerer Demenz attestiert hatten. Zuroff nannte Österreich damals „ein Paradies für Nazis".

Im aktuellen Jahresbericht liefert aber Australien nach Ansicht der Autoren die größte Enttäuschung: Dem mutmaßlichen Charles Zentai sollte in Ungarn der Prozess gemacht werden. Das Oberste Gericht in Australien verweigerte aber die Auslieferung des mutmaßlichen NS-Kriegsverbrechers - mit der Begründung, dass der Straftatbestand in Ungarn 1944 noch nicht existiert hat.

Nach Angaben des Simon-Wiesenthal-Zentrums wurden in den vergangene zwölf Jahren weltweit mindestens 99 Nazikriegsverbrecher verurteilt und mindestens 89 neue Anklagen eingereicht Auf der Liste der zehn meistgesuchten Nazis wurden nun auch Hans Lipschis und Theodor Szehinskyj aufgenommen. Sie gehörten beide der SS-Division Totenkopf an, berichtet die israelische Zeitung „Haaretz". Beide waren zudem nach dem Zweiten Welttkrieg in die USA geflüchtet.

Simon-Wiesenthal-Zentrum

Das "Simon-Wiesenthal-Zentrum" ist mit der Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern hervorgetreten. Die 1977 gegründete Einrichtung mit Hauptsitz in Los Angeles bemüht sich aber auch um die Förderung von Toleranz und kämpft in aller Welt gegen Rassismus, Antisemitismus, Terrorismus und Völkermord. Geleitet wird das Zentrum von Efraim Zuroff, 1948 in New York geboren

(Red.)

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