Ältester Überlebender eines KZ tot

Leopold Engleitner
Leopold Engleitner(c) Clemens Fabry
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Der Salzburger Leopold Engleitner, ein Zeuge Jehovas, verstarb im Alter von 107 Jahren im Mühlviertel. Engleitner galt als ältester bekannter KZ-Überlebender.

Bad ischl/Ag/Red. „Wenn sie sich weigern, Kriegsdienst zu leisten, stehen Sie mit beiden Füßen im Grab“, fährt ein Richter anno 1939 den Salzburger Leopold Engleitner an, der sich wegen Ignorierung des Einberufungsbefehls zur Armee zu verantworten hat. „Und was ist an der Front?“, fragt Engleitner zurück.

Das bringt ihm, einem „Zeugen Jehovas“ (damals „Bibelforscher“), die Überstellung ins KZ Buchenwald und andere Lager ein, Hunger und Folter, Todesgefahren und Zwangsarbeit, der er 1943 entgeht, als man ihn, auf 28 Kilogramm abgemagert, in seine Heimat im Salzkammergut freilässt. Als in den letzten Kriegswochen erneut ein Einberufungsbefehl kommt, flieht er ins Gebirge und versteckt sich bis Kriegsende.

Nun ist er tot: Wie die „Salzburger Nachrichten“ berichten, ist Engleitner, der als ältester bekannter KZ-Überlebender galt, bereits am 21. April 107-jährig im Mühlviertel gestorben, wo er in den letzten paar Jahren von der Familie seines Biografen, des Autos und Filmemachers Bernhard Rammerstorfer, gepflegt worden war. Er sei „friedlich eingeschlafen“, wie es heißt, und nach seinem Willen in Bad Ischl im engsten Kreis still beigesetzt worden.

Reisender Zeuge des Grauens

Engleitner, geboren Juli 1905 in Strobl am Wolfgangsee, war Arbeiter und führte nach dem Krieg lange ein unauffälliges Leben. Nachdem Rammerstorfer 1999 eine Biografie über ihn verfasst hatte, wurde Engleitner gefragter Interviewpartner und Gastredner im In- und Ausland sowie vom Bildungsministerium beauftragter „Zeitzeuge über den Nationalsozialismus“. Noch im November ist er nach Los Angeles gereist, um bei der Präsentation der Filmdokumentation „Leiter in der Löwengrube“ über sein Leben persönlich dabei zu sein. [Fabry]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2013)

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