"Last Chance": Deutschland sucht die letzten Nazi-Verbrecher

DeutschlandSuche nach letzten NaziVerbrechern
DeutschlandSuche nach letzten NaziVerbrechern(c) EPA (OLIVER BERG)
  • Drucken

Überlebende Täter sollen vor das Gericht gebracht werden, so der Appell des Simon-Wiesenthal-Zentrums. Für Hinweise gibt es bis zu 25.000 Euro.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hat 68 Jahre nach dem Ende des Nazi-Terrors eine Plakatkampagne zur Suche nach den letzten überlebenden Nazi-Verbrechern in Deutschland gestartet. Unter dem Motto "Spät. Aber nicht zu spät! Operation Last Chance II" werden ab Dienstag Appelle an die Bevölkerung gerichtet. So heißt es etwa: "Einige der Täter sind frei und am Leben! Helfen Sie uns, diese vor Gericht zu bringen."

In Summe sollen zwei Wochen lang 2000 Plakate in Berlin, Hamburg und Köln aufgehängt werden. Für sachdienliche Hinweise ist eine Belohnung von bis zu 25.000 Euro ausgesetzt.

Der deutsch-israelische Historiker Michael Wolffsohn lehnte das "ausgeschriebene Kopfgeld" als "pietät- und schamlos" ab. Die Plakataktion rufe eher Mitleid mit den betagten Kriegsverbrechern hervor, sagte Wolffsohn dem Deutschlandradio Kultur. Viel wichtiger sei, dass eine intensive Aufarbeitung der NS-Verbrechen weitergehe.

Plakat des Simon-Wiesenthal-Zentrums
Plakat des Simon-Wiesenthal-Zentrums(c) EPA (OLIVER BERG)

60 bis 120 "ausständige" Kriegsverbrecher

Der Initiator der Kampagne, Efraim Zuroff, begründete die Aktion mit der inzwischen erleichterten Strafverfolgung von Nazi-Verbrechern in Deutschland. Mit der Verurteilung des früheren KZ-Wachmanns John Demjanjuk in München 2011 habe sich die Rechtslage geändert, sagte er zum Auftakt der Plakataktion in Berlin. Jetzt genüge der Nachweis, dass Menschen in Vernichtungslagern und mobilen Mordkommandos Dienst getan hätten. Vorher habe immer ein spezifisches Verbrechen an einem bestimmten Menschen nachgewiesen werden müssen.

Zuroff schätzte die Zahl der noch lebenden Nazi-Verbrecher in Deutschland auf 60 bis 120. Die Gesuchten dürften um die 90 Jahre oder noch älter sein. Ihr hohes Alter dürfe sie nicht davor schützen, für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen zu werden. Sie hätten unschuldige Menschen ermordet. "Sie haben kein Mitleid mit den Opfern", sagte Zuroff. Das Wiesenthal-Zentrum könne als Nicht-Regierungs-Organisation niemanden anklagen und vor Gericht bringen. Es wolle nur den Regierungen helfen, die untergetauchten Täter zu finden.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.