Erste Holocaust-Ausstellung schockiert Chinesen

Erste HolocaustAusstellung schockiert Chinesen
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Kaum einem Chinesen sind die Verbrechen der Nationalsozialisten - vor allem an Frauen und Kindern - bewusst. Die Schau "Todeslager Auschwitz" soll das ändern.

"Die meisten sind schockiert, dass die Nazis Frauen und Kinder in die Gaskammern schickten", sagt Li Zongyuan. Er ist Vize-Kurator der ersten Ausstellung über das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in Peking. Vielen Besuchern in der chinesischen Hauptstadt werden hier das Ausmaß und die Grausamkeit der nationalsozialistischen Verbrechen erstmals klar, so Li. Kaum einem sei bewusst, dass allein in Auschwitz etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden.

Denn in der kollektiven Erinnerung der chinesischen Bevölkerung standen bisher die Verbrechen der Japaner an den Chinesen während des Zweiten Weltkriegs im Mittelpunkt. Der Holocaust hingegen werde in den Schulen und selbst an den Universitäten kaum thematisiert, sagt Hu Dekun von der chinesischen Gesellschaft zur Erforschung des Zweiten Weltkriegs. Die Ausstellung "Todeslager Auschwitz" im "Museum zum Widerstandskrieg des chinesischen Volkes gegen die japanische Aggression" soll dies ändern.

70.000 Besucher in zwei Monaten

In der Ausstellung wird auch die Rolle Shanghais thematisiert, als Zufluchtsort europäischer Juden und des chinesischen Diplomaten He Fengshan, der tausende Juden rettete, indem er ihnen zwischen 1938 und 1940 Visa für China ausstellte.

In weniger als zwei Monaten zog die Schau bereits mehr als 70.000 Besucher an. Die Zahl der Chinesen, die 2012 die Gedenkstätte Auschwitz besuchten, liegt weit darunter: 7000. "Das ist wenig im Vergleich zu der Zahl chinesischer Touristen in Europa", betont Li.

Der Grund dafür sei wohl Desinteresse und Unkenntnis, so Li und führt zwei Beispiele an: Ein Indonesier betrieb in Bandung zwei Jahre lang ein mit Hakenkreuzen und Hitler-Porträt dekoriertes Cafe - er musste schließen, nachdem die internationale Presse darüber berichtet hatte. Und der japanische Vize-Regierungschef Taro Aso schlug im Vormonat vor, sein Land solle sich bei der Verfassungsreform ein Beispiel an Nazi-Deutschland nehmen.

(APA/AFP)

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