NSA warnte vor Bau der Berliner Mauer

GERMANY-WALL-ANNY
GERMANY-WALL-ANNYEPA
  • Drucken

Der US-Geheimdienst spionierte zudem Martin Luther King, mehrere Senatoren und andere prominente Gegner des Vietnamkriegs aus. Das geht aus bisher geheimen Dokumenten hervor.

Die NSA hatte nach bisher geheimen Dokumenten bereits im Voraus Informationen über den geplanten Bau der Berliner Mauer. Allerdings erreichten die Warnungen nicht den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy. Auch das geht aus den am Mittwoch (Ortszeit) von Mitarbeitern des "National Security Archive" in Washington veröffentlichten Dokumenten hervor.

Demnach hatte die NSA am 9. August 1961, vier Tage vor Beginn des Mauerbaus, eine Nachricht der damaligen DDR-Staats- und Regierungspartei SED abgefangen. Es ging dabei um Pläne, Grenzübergänge in Berlin für Fußgänger zu sperren. Die NSA wertete dies als "ersten Schritt in einem Plan, die Grenze zu schließen." Die Einschätzung habe sich als korrekt erwiesen, sie sei aber nicht weiterverbreitet worden, heißt es.

Die NSA hat Ende der 1960er und Anfang der 1970er-Jahre US-Senatoren, den Bürgerrechtler Martin Luther King und andere prominente Kritiker des Vietnam-Kriegs überwacht. Auch das belegen geheime Dokumente, die auf Antrag von US-Forschern am Mittwoch (Ortszeit) öffentlich gemacht wurden. Demnach wies der damalige Präsident Lyndon B. Johnson 1967 die Geheimdienste an herauszufinden, ob ausländische Mächte die Proteste gegen den Vietnam-Krieg anstachelten.

Die Herausgabe der Dokumente war seit langem von Forschern der George-Washington-Universität gefordert worden. Eine Regierungskommission gab dem Antrag nun statt. Das sechsjährige Überwachungsprogramm mit dem Namen "Minaret" zielte neben King auch auf dessen Kollegen Whitey Young, auf den Boxer Muhammad Ali sowie auf Journalisten der "Washington Post" und der "New York Times". Zudem seien die US-Senatoren Frank Church und Howard Baker ausspioniert worden.

Nixons Paranoia

Die NSA arbeitete für das Programm, bei dem etwa Telefonate nach Übersee abgehört wurden, mit anderen Geheimdiensten zusammen. Auch während der Präsidentschaft von Richard Nixon ab 1969 lief das Überwachungsprogramm weiter. Nach Einschätzung von Historikern spiegelte es die Paranoia wider, die während seiner Präsidentschaft herrschte. Erst 1973, als Nixons Regierung tief in die Watergate-Affäre verstrickt war, ordnete der US-Generalstaatsanwalt Elliot Richardson das Ende des Programms an.

Laut den Historikern, welchedie Dokumente am Mittwoch veröffentlichten, hatte das damalige Überwachungsprogramm weitaus größere Ausmaße als die vom Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden enthüllten Aktivitäten. "So schockierend die jüngsten Enthüllungen über die Inlandsspionage der NSA gewesen sind - es gibt bisher keine Beweise dafür, dass die heutigen Geheimdienste so agieren, dass sie die politischen Feinde des Weißen Hauses ausspionieren", schrieben Matthew Aid und William Burr vom Nationalen Sicherheitsarchiv der George-Washington-Universität.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.