Der Bürgermeister der italienischen Hauptstadt und die Diözese stemmen sich gegen die Trauerzeremonie. Auch Argentinien lehnt eine Beisetzung ab.
Nach dem Tod des NS-Kriegsverbrechers Erich Priebke in Italien im Alter von 100 Jahren ist ein Streit über das Begräbnis und die Trauerfeier ausgebrochen. Priebkes Anwalt Paolo Giachini kündigte am Samstag an, die Feier werde voraussichtlich am Dienstag in einer Kirche im Zentrum Roms stattfinden. Daraufhin teilte der Chef der römischen Polizei, Fulvio Della Rocca, mit, er werde jede Form einer feierlichen Zeremonie verbieten. Man will somit verhindern, dass die Trauerzeremonie zur Versammlung von Rechtsextremisten werden könne. Die Diözese von Rom berichtete, dass es keinerlei Pläne für einen Trauergottesdienst in irgendeiner römischen Kirche gebe. Argentinien lehnte inzwischen eine Überführung des Leichnams ab.
Rechtsanwalt Giachini erklärte, er habe Kontakt zum Pfarrer einer Kirche unweit der Wohnung aufgenommen, in der Priebke seit 1999 unter Hausarrest stand und in der er am Freitag gestorben war. Nicht ausgeschlossen wird, dass die Trauerzeremonie im engsten Kreis in Priebkes Wohnung stattfinden könnte. Giachini kritisierte den Beschluss der Diözese, keine Trauerzeremonie für Priebke in einer Kirche in Rom zu erlauben. "Dieser Fall droht zu einer Schande für die katholische Gemeinschaft Roms zu werden", protestierte Giachini nach Medienangaben vom Sonntag.
Bürgermeister will Begräbnis verhindern
Der römische Bürgermeister, Ignazio Marino, betonte, er werde alles unternehmen, um zu verhindern, dass Priebke in Rom begraben werde, da er für das Massaker in den Ardeatinischen Hölen im März 1944 verantwortlich war. Hier waren 335 Menschen als Vergeltung für den Tod von 33 deutschen Soldaten erschossen worden. Priebke habe seine Tat nie bereut. "Priebke ist ein brutaler Mörder, der für ein gravierendes Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich ist. Es ist unannehmbar, dass in Rom eine Trauerzeremonie für eine Person stattfindet, die unsere Stadt derart verletzt hat", kommentierte Marino.
Priebke soll als Hauptsturmführer die Namensliste der Opfer geführt haben, unter denen 75 Juden waren. Er gestand außerdem, zwei Gefangene selbst erschossen zu haben. Die Hinrichtungen waren eines der schwersten Nazi-Massaker während des Zweiten Weltkriegs in Italien.
Argentinien lehnt Beisetzung ab
Auch Argentinien hat eine Beisetzung Priebkes in seinem langjährigen Wohnort Bariloche abgelehnt. Außenminister Hector Timerman habe angeordnet, keinen Antrag zur Überführung des Leichnams nach Argentinien zu genehmigen, teilte das Ministerium am Freitagabend (Ortszeit) im Kurzmitteilungsdienst Twitter mit. "Die Argentinier akzeptieren einen derartigen Affront nicht", heißt es. Priebke hatte lange Zeit im argentinischen Bariloche gelebt, wo auch seine Frau begraben ist.
Priebke hatte fast 15 Jahre lang in der Wohnung seines Anwalts im Norden Roms unter lockerem Hausarrest gelebt. Zwar war er 1998 in Italien wegen eines Massakers im März 1944 zu lebenslanger Haft verurteilt worden, ein Jahr später kam er aber wegen seines angeblich schlechten Gesundheitszustands aus dem Militärgefängnis frei.
(APA)