Hitler: Münchner Institut will "Mein Kampf" drucken

Die Originalausgabe von Hitlers Hetzschrift
Die Originalausgabe von Hitlers Hetzschrift "Mein Kampf"EPA
  • Drucken

Bayerns Staatsregierung will gegen jeden Nachdruck gerichtlich vorgehen. Das ist eine spektakuläre Kehrtwende, denn sie hatte selbst eine kommentierte Neu-Edition mit einer halben Million Euro gefördert.

Das Münchner Institut für Zeitgeschichte will Adolf Hitlers "Mein Kampf" nach dem Auslaufen der Urheberrechte 2015 in einer kommentierten Fassung drucken - trotz des Kurswechsels der bayerischen Regierung im Umgang mit der Hetzschrift. „Wir setzen das Projekt fort," sagte eine Sprecherin des Instituts am Mittwoch. Angestrebt werde weiter eine Veröffentlichung Ende 2015.

Das bayerische Kabinett hatte am Dienstag überraschend beschlossen, auch nach Auslaufen des Urheberrechts rigoros gegen jeden - auch auszugsweisen - Nachdruck von „Mein Kampf" vorzugehen. Der Freistaat Bayern hatte die Rechte nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten und verbietet seither alle Nachdrucke.

Vor knapp zwei Jahren hatte die Regierung dem renommierten Institut für Zeitgeschichte mit Blick auf das Auslaufen des Urheberrechts Ende 2015 den Auftrag zu der historisch-kritischen Ausgabe gegeben. Der bayerische Landtag hatte zudem einstimmig für diese Ausgabe gestimmt

"Freiheit der Wissenschaft wird nicht berührt"

Den Kurswechsel begründete die Staatsregierung mit Kritik von Holocaust-Opfern und deren Angehörigen an der geplanten Veröffentlichung. Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU) ergänzte am Mittwoch zu dem Kabinettsbeschluss allerdings, „die Freiheit der Wissenschaft, sich den aus ihrer Sicht notwendigen Themen zu stellen, wird dadurch nicht berührt". 

Dies könnte dem Münchner Institut den Rahmen für eine Veröffentlichung geben. Wie die Institutssprecherin sagte, flossen bislang 500.000 Euro des Freistaats in das Projekt. Diese bisherige Finanzierung sei durch den neuen Kabinettsbeschluss unberührt. Die weitere Finanzierung werde das Institut alleine stemmen.

"Hitler nicht eins zu eins auf den Markt werfen"

Zugleich verteidigte die Sprecherin das Projekt. „Wir halten es nach wie vor für sinnvoll, dass es so etwas gibt wie eine kommentierte Fassung, die eben Hitler nicht Eins zu Eins auf den Markt wirft, sondern die Einrahmung ermöglicht." Die Hetzschrift sei nach wie vor eine wichtige Quelle für die Erforschung des Nationalsozialismus.

Hitler hatte nach seinem erfolglosen Putsch 1924 während einer Festungshaft mit der Arbeit an „Mein Kampf" begonnen und das Buch nach seiner Freilassung beendet. Die Hetzschrift erreichte eine Millionenauflage - auch weil sie nach der Machtergreifung Hitlers jedem Brautpaar statt der Bibel auf dem Standesamt geschenkt wurde.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mein Kampf
Außenpolitik

Bayern will "Mein Kampf" im Giftschrank lassen

München will Veröffentlichung trotz Auslaufens der Urheberrechte im Jahr 2015 verhindern. Neuer Skandal im NSU-Prozess.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.