Parlament lässt NS-Vergangenheit aufarbeiten

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Eine "Pilotstudie" zur Rolle des Gebäudes im Nazi-Regime startet im Februar. 1884 Bücher mit "bedenklicher Provenienz" lagern in der Bibliothek.

Das Parlamentsgebäude war in der NS-Zeit Sitz des Gauleiters von Wien. Diese Periode will das Parlament nun historisch aufarbeiten lassen. Wie die zuständige Vizedirektorin Susanne Janistyn-Novak am Freitag sagte, soll eine "Pilotstudie" im Februar starten. Klar ist zwar bereits, dass das Gebäude in der NS-Zeit den Wiener Gauleiter beherbergt hat, welche Ämter genau im Gebäude untergebracht waren, sei aber nicht gesichert. Daher wolle man nun in einer Pilotstudie die Quellenlage klären und danach festlegen, ob weitere Forschungen über die Rolle des Gebäudes im Nazi-Regime möglich sind.

Im Rahmen der Pilotstudie sollen auch die aus der NS-Zeit übernommenen und nach wie vor in der Parlamentsbibliothek lagernden Bücher ausgewertet werden, kündigt Janistyn-Novak an. Wie "Der Standard" am Freitag berichtete, finden sich in der Bibliothek noch 2294 Signaturen mit "NS-affiner" Literatur - also u.a. Propaganda und rassistische Machwerke. Die Bücher wurden laut Janistyn-Novak in einer eigenen Abteilung untergebracht und können derzeit nicht entlehnt werden.

Restituierung von Büchern steckt fest

Bestätigt wurde von der Parlamentsvizedirektorin auch, dass in der Parlamentsbibliothek insgesamt 1884 Bücher mit "bedenklicher Provenienz" lagern - es könnte sich also um NS-Raubgüter handeln. Diese Liste mit den Büchern soll im Zusammenarbeit mit dem Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus auf der Parlamentshomepage veröffentlicht werden, um mögliche Erben ausfindig zu machen.

Im Fall von 37 Büchern (bzw. 29 Signaturen) wurde die frühere Eigentümerschaft zwar geklärt, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer hat die Restituierung im Juni des Vorjahres angekündigt. Erfolgt ist die Rückstellung allerdings noch nicht. Es sei bis heute nicht möglich gewesen, zu klären, wer die Erben sind bzw. mit ihnen in Kontakt zu treten, sagte Janistyn-Novak.

Zahlreiche Bücher hatte das Parlament aber bereits nach 1945 zurückgegeben - darunter 480 an die Israelitische Kultusgemeinde, 62 an den SP-Parlamentsklub und 74 an das Volkskundemuseum.

(APA)

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