Serbien: Unterschrift für Princip

Gavrilo Princip
Gavrilo Princip(c) Heeresgeschichtliches Museum in/ (Heeresgeschichtliches Museum)
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Aktivisten fordern mit einer Unterschriftenaktion die Rehabilitierung des Attentäters von Franz Ferdinand und dessen Frau 1914.

Belgrad. Fast 100 Jahre nach dem Attentat vom Juni 1914, das den Ersten Weltkrieg auslöste, hat diese Woche in Serbien sowie Bosnien und Herzegowina eine Unterschriftenaktion zur Annullierung der Verurteilung des Todesschützen Gavrilo Princip begonnen.

Die Initiatoren, die den Mörder des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gattin posthum rehabilitieren wollen, begründen ihr Vorhaben formaljuristisch: Da die Parlamente in Österreich und Ungarn die 1908 von Kaiser Franz Josef erklärte Annexion des seit 1878 besetzten Bosnien-Herzegowina nie ratifizierten, sei es zum Zeitpunkt des Attentats formal nicht Teil der Monarchie, sondern weiter Teil des Osmanischen Reichs gewesen. Princip hätte daher nie für Landesverrat, sondern „nur für Mord“ verurteilt werden dürfen, sagt Miroslav Perisič, Direktor des serbischen Staatsarchivs.

Der damals 19-jährige Gymnasiast Princip hatte am 28.Juni 1914 Franz Ferdinand und dessen Gattin, Sophie, mit Pistolenschüssen getötet. Weil er zur Tatzeit minderjährig war, wurde das Mitglied der revolutionären Studentenbewegung Mlada Bosna, das in Verbindung mit der serbischen Untergrundgruppe Schwarze Hand stand, zu 20 Jahren Kerker und nicht zum Tode verurteilt. Angekettet in einer feuchten Zelle starb er im April 1918 an Tuberkulose.

Noch immer ein Held

Princip gilt in Serbien und im bosnischen Teilstaat Republika Srpska noch immer als Freiheitskämpfer. Der bosnisch-serbische Regisseur Emir Kusturica, einer der Initiatoren der Kampagne für den Attentäter, arbeitet an einem Film über das Leben Princips. Zum Jahrestag des Attentats soll in Belgrad und Ost-Sarajewo erstmals ein Denkmal zu dessen Ehren enthüllt werden. (ros)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2014)

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