"Spiegel Online" schreibt Margot Honecker einen Brief

Spiegel Online schreibt Margot
Spiegel Online schreibt Margot(c) AP (Esteban Felix)
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Auf seiner Nachrichtenseite richtet "Spiegel Online" einen offenen Brief an die Witwe des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Und spart nicht an Kritik an der DDR-Politikerin, die nach Chile flüchtete.

Mit "Hallo, Oma Margot!" beginnt "Spiegel Online" einen Brief an Margot Honecker, Witwe des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker und einst selbst Politikerin, auf seiner Onlineseite. Anlass für das offene Schreiben: Die 83-Jährige, die in Chile lebt, lese die deutsche Nachrichtenseite jeden Tag, sagte ihr Enkel Roberto Yanez Betancourt y Honecker aktuell in einem Interview mit dem "Zeit Magazin". Die Redaktion der deutschen Nachrichtenseite habe sich gedacht, "wir machen Ihnen auch eine kleine Freude. Denn Meldungen in Massenmedien, die extra für Sie geschrieben wurden - so etwas hatten Sie jetzt ja auch schon länger nicht mehr."

"Was für ein Glück, dass sie in Chile hocken"

Das Online-Magazin zieht Parallelen zwischen der deutschen Geschichte und den Revolutionen im arabischen Raum: "Manchmal müssen wir doch noch an Sie denken. Gerade zurzeit, wenn wir sehen, wie in vielen Ländern die Menschen unter Lebensgefahr auf die Straßen gehen, weil sie sich nicht mehr vorschreiben lassen wollen, wie sie zu leben haben", schreibt "Spiegel Online". "Da denken wir manchmal: Was hat dieses Land doch für ein Glück, dass Sie schon seit 20 Jahren in Chile hocken."

Nach dem Fall der Mauer floh Margot Honecker nach Chile. Zuvor hatte sie sich mit ihrem Mann Erich Honecker, dem ehemaligen DDR-Staats- und Parteichef, in der chilenischen Botschaft in Moskau aufgehalten. Als diese das Gastrecht für die beiden aufhob, flog Margot nach Südamerika, Erich in die Untersuchungshaft nach Berlin. Ein Jahr später stellte Deutschland das Strafverfahren gegen Honecker wegen Verhandlungsunfähigkeit ein. Der Ex-DDR-Chef reiste zu seiner Frau nach Chile, wo er 1994 starb.

"Feldzug gegen die DDR"

Bis heute glorifiziert Margot Honecker, einst Ministerin für Volksbildung, die DDR. Erst vor einem Jahr tauchte ein YouTube-Video auf, das Margot Honecker dabei zeigt, wie sie den 60. Jahrestag der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik feiert.

In den deutschen Medien gebe es einen "Feldzug gegen die DDR", beklagte sie damals. "Aber es ist ihnen nicht gelungen". Die Hälfte der Ostdeutschen seien der Ansicht, sie lebten im Kapitalismus heute schlechter, und vermissten die "schöne Zeit" in der DDR, meinte die 83-Jährige: "Sie können machen, was sie wollen, es ist nicht totzukriegen."

(her/Ag.)

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