Rechtsinformation: „In Datenbank gefunden, ausgedruckt, zum Akt“

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Große Verlage, die in Österreich juristische Inhalte anbieten, wachsen zurzeit nur noch im digitalen Geschäft. Obwohl berufliche Nutzer noch immer einen ausgeprägten Hang zum bedruckten Papier haben.

Wien. Juristen haben einen eigenen Zugang zu digitaler Information. Sie schätzen und nutzen sie stark und zunehmend, auf das bedruckte Papier scheinen sie aber noch weniger verzichten zu wollen als der Durchschnitt. „Es wird etwas gefunden in der Datenbank, ausgedruckt und in den Akt gelegt“, sagt Heinz Wlzek, bei LexisNexis für den neudeutsch so genannten Bereich „Strategy, Technology & Content Development“ zuständig.

Wlzek steht in dieser Position beim Österreich-Ableger des internationalen Konzerns für eine neue Denkweise, die in vielen Verlagshäusern Platz gegriffen hat: Der Inhalt geht der Form voraus. Heißt: Wlzek ist gleichermaßen für gedruckte wie für digitale Inhalte zuständig; die Frage, über welchen Kanal diese zum Kunden kommen, ist zweitrangig. Im vergangenen Herbst ist damit die Position einer eigenen Print-Verlagsleiterin überflüssig geworden.

Faktum ist, dass das digitale Geschäft auch für die juristischen Fachverlage immer wichtiger wird. Peter Davies, Geschäftsführer von LexisNexis Österreich, spricht zur „Presse“ von „recht stabilen“ Umsätzen in Print, während das Online-Geschäft wachse. In diesem Bereich hat LexisNexis heuer eine Allianz mit dem Verlag Österreich gebildet (der sich zuvor das rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Programm von Springer Wien-New York einverleibt hatte), um auf ein und derselben Online-Plattform mehr Inhalte anbieten zu können.

Auch beim traditionsreichen Manz-Verlag konzentriert sich das Wachstum auf den digitalen Bereich, während die – derzeit noch höheren – Print-Umsätze gleich bleiben. Manz-Geschäftsführerin Susanne Stein rechnet damit, dass sich beide Bereiche 2018 die Waage halten werden. Manz ist ebenfalls eine Kooperation eingegangen, und zwar mit dem vor allem auf Steuerrecht spezialisierten Linde-Verlag: Wer auf der Benutzeroberfläche einer der beiden Verlage recherchiert, bekommt Treffer auch beim jeweils anderen angezeigt (um den Inhalt nutzen zu können, braucht man allerdings den Zugang auch zur zweiten Datenbank).

Online sofort, gedruckt später

LexisNexis bringt dieser Tage erstmals ein Produkt heraus, das vorerst ausschließlich elektronisch erscheint: eine Online-Steuerpraxis. Sie soll erst später zu einem gedruckten Praxiskommentar werden. Zufällig ist es auch bei Manz der Bereich der Steuern, in dem eine Publikation nur online erhältlich ist (und das schon seit Jahren): der Steuerexpress.

Davies und Stein rechnen unabhängig voneinander damit, dass bedrucktes Papier noch ein langes Leben haben wird. Gerade Juristen sind, ihrer Profession entsprechend, sprach- und textaffin – und Freunde des Papiers.
Wolfgang Pichler, bei Manz als Verlagsleiter fest im Sattel, sieht in der Praxis den Bedarf sowohl nach digitaler als auch nach gedruckter Information: digital zum raschen Nachsehen auch unterwegs, Print zum Lesen größerer Passagen etwa in Gesetzeskommentaren, zum Hin-und-her-Blättern. „Da ist Papier ungeschlagen in Funktionalität und Erfassbarkeit“, sagt Pichler.

E-Books haben im Fachbuchbereich noch gar keinen Platz gefunden, Apps auf Smartphones setzen sich nur langsam durch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2013)

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