Buchbinders Beethoven

Rudolf Buchbinder
Rudolf Buchbinder(c) ORF (Ali Schafler)
  • Drucken

Erstmals kommen sämtliche Klaviersonaten zu Gehör. Der Pianist interpretiert sie wie aus einem Guss.

Nie zuvor stand im Salzburger Festspielsommer der Zyklus sämtlicher Beethoven-Klaviersonaten auf dem Programm. Rudolf Buchbinder hat seit seinem ersten Konzertauftritt als Jüngster an der Wiener Musikakademie zu Beethoven eine spezifische Beziehung.

Dokumentiert findet sich dies nun im Buch „Mein Beethoven – Leben mit dem Meister“, in dem sich der Pianist nebst einem fundierten Gang durch die maßgebliche Beethoven-Literatur detailliert mit dem Klavierwerk befasst. Vor allem mit den unterschiedlichen Anforderungen der Klaviersonaten – und wie man deren Klippen souverän meistern kann.

Neues Testament der Klavierliteratur

Schade, dass man nichts von diesen Ausführungen im Programmbuch zum Zyklus lesen kann. Das hätte vorweg so manche Eigenheiten von Buchbinders Darstellung dieses „Neuen Testaments der Klavierliteratur“ – wie Liszts Schwiegersohn, Hans von Bülow, die Sonaten im Gegensatz zu Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ einst charakterisiert hat – deutlich gemacht.

Es hätte auch erklärt, warum es Buchbinder bei diesem Unterfangen wichtiger ist, nicht chronologisch vorzugehen, sondern Werke, die zueinanderpassen oder sich besonders deutlich voneinander abheben, jeweils zu einem Bogen zusammenzuführen.

Wie etwa, wenn er mit der zweisätzigen, sonatinenhaften Op.49/2 und der auch als „Kuckuckssonate“ bekannten Op.79 zwei scheinbar einfache G-Dur-Sonaten auf dem Programm hat und diesen die pointiert in die Vergangenheit zurückblickende, nicht nur technisch heikle B-Dur-Sonate Op.22, sondern gleich zwei der populärsten Sonaten gegenüberstellt: die diesmal mit etwas emotionaler Distanz gelesene, durchsichtig musizierte „Sonate pathétique“ sowie die brillante „Waldstein-Sonate“, bei der er einmal mehr seine Virtuosität unter Beweis stellen konnte.

Insgesamt waren es, nicht unerwartet, Interpretationen wie aus einem Guss, die weniger auf das Detail zielten, sondern auf das Ganze, mehr den symphonisch auftrumpfenden als den Lyriker Beethoven betonten. Delikates schloss dies nicht aus – wie etwa das subtil formulierte Menuett aus Op.49/2 oder das Mendelssohns „Lieder ohne Worte“ vorwegnehmende, kantabel formulierte Andante aus Op.79. (dob)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.