Blinde Juristin will Anwältin werden

Blinde Juristin will Anwaeltin
Blinde Juristin will Anwaeltin(c) Clemens Fabry
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Am Dienstag feiert die 30-jährige Niederösterreicherin an der Universität Wien ihre Sponsion.

Wien/Aich. Als Susanne Sulzbacher vor Jahren in einem TV-Bericht den Wunsch äußerte, Anwältin zu werden, hatte das nicht nur positive Reaktionen zur Folge. Ein Anwalt rief sie am Telefon an und sagte zu ihr: „Sonderschüler können nicht ins Gymnasium. Und Blinde nicht Anwalt werden.“ Das habe sie nur noch mehr motiviert, ihr Karriereziel zu verfolgen, sagt Sulzbacher zur „Presse“. Morgen, Dienstag, feiert die 30-Jährige ihre Sponsion zur Magistra iuris an der Universität Wien. Am 2.November beginnt dann das Gerichtspraktikum. Danach wolle sie sich um eine Konzipientenstelle bewerben, erklärt die Niederösterreicherin.

„Am Anfang war die Literaturbeschaffung schon ein Problem“, berichtet Sulzbacher über ihre Erfahrungen im Jusstudium. Mit Hilfe des Linzer „Institut Integriert Studieren“ könne man aber die Literatur digitalisieren lassen und sodann via Computer lernen. Auch schriftliche Prüfungen lege man am Computer ab, erzählt die Neo-Magistra. Des öfteren hätten Professoren aber auch ersatzweise eine mündliche Prüfung angeboten, sagt Sulzbacher, die ihr Studium großteils berufsbegleitend absolviert hat.

Am liebsten würde sich die Juristin als Anwältin im Medizinrecht engagieren. Hier könne sie anderen Menschen helfen, meint Sulzbacher, der es die Medizin besonders angetan hat: „Wenn mir das Augenlicht aufgehen würde, würde ich als erstes den Eignungstest für das Medizinstudium machen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2011)

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