"Liechtenstein wird als Fluchtdestination Thema"

Liechtenstein wird Fluchtdestination Thema
Liechtenstein wird Fluchtdestination Thema(c) APA PHOTONEWS AT GEORGES SCHNEID (PHOTONEWS AT GEORGES SCHNEIDER)
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Liechtenstein wird für Stiftungen von Österreichern attraktiver, die neue Steuern befürchten.

Wien/Kom. „Eine Win-win-Situation für unsere beiden Länder“: So empfand Finanzministerin Maria Fekter jenes Steuerabkommen, das sie und Klaus Tschütscher, eben noch liechtensteinischer Regierungschef, vorige Woche in Vaduz unterzeichneten. Für Österreich erhofft Fekter im nächsten Jahr 300 bis 500 Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen durch die geplante Legalisierung bestehender Vermögen und Besteuerung der künftigen Kapitalerträge. Doch wo liegt das „Win“ für Liechtenstein?

„Der Stiftungseingangssteuersatz wird deutlich gesenkt“, sagt Berndt Zinnöcker, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei BDO. Der bisherige Steuersatz von 25% hätte Liechtenstein „sehr gestört“, weil er praktisch die Errichtungen von Stiftungen durch Österreicher in Liechtenstein verunmöglicht habe.

Ab 2014 soll der Eingangssteuersatz nur noch 5 bis 10% betragen; am kleinsten ist er im Fall einer Stiftung, die ähnlich wie in Österreich gestaltet ist und alle Dokumente gegenüber den österreichischen Behörden offenlegt; die höchste Steuer wird bei einer liechtensteinischen Privatvermögensstruktur fällig, die den Behörden in Österreich nichts offenlegt. Für die offengelegte Form dieser Privatvermögensstruktur – sie zahlt für die laufenden Erträge bloß eine Pauschale von 1200 Franken jährlich – beträgt der Eingangssteuersatz 7,5%. Die Liechtensteiner können also darauf bauen, als Standort für die Veranlagung von Vermögen – via Liechtenstein übrigens sogar weltweit – wieder attraktiver zu werden.

„Als Fluchtdestination wird die Stiftung in Liechtenstein sicher zum Thema“, sagt Zinnöcker. Die Angst vor einer Vermögensbesteuerung – etwa nach den Wahlen im Herbst – sei in Österreich sehr groß: „In der Beratung merken wir, dass das Interesse daran, Vermögen zu verlagern, da ist.“ Zinnöcker rechnet auch vor, wie Österreicher mit beträchtlichen Kapitalvermögen, das sie nicht anrühren möchten, das Abkommen nutzen könnten: Man könnte mit einem Zehn-Millionen-Euro-Konto eine Privatvermögensstruktur einrichten und dafür 7,5% Eingangssteuer zahlen. Die beträgt in Österreich zwar nur 2,5%. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis der um 500.000 Euro höhere Eintrittspreis durch die geringe laufende Besteuerung in Liechtenstein – 1200 Franken im Vergleich zu 25% Zwischensteuer in Österreich – wettgemacht wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2013)

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