Kehlenschnitt: Der Mord an Ramses III. ist geklärt

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3170 Jahre danach: Untersuchungen der Mumie ergaben, dass der Pharao die in Dokumenten geschilderte Verschwörung nicht überlebt hat. Eine zweite Mumie dürfte die seines Sohnes und Mörders sein.

Ramses III. (1221 bis 1156 v. Chr.) war der letzte große Pharao, mit seinem Tod war die 20. Dynastie und mit ihr das Neue Reich vorbei. Seine schwachen, zerstrittenen Nachfolger mussten einen Großteil der Macht den Amunpriestern von Theben überlassen.

Er selbst regierte 32 Jahre, am Ende seines Lebens steht ein Staatsstreich, bezeugt in Papyrusdokumenten. Sie beschreiben ein Gerichtsverfahren, das eine Haremsverschwörung behandelt. Angeklagt waren u. a. Teje, eine Nebenfrau des Gottkönigs, und deren Sohn Pentawer, der offenbar Pharao werden wollte bzw. sollte.

Der Staatsstreich blieb erfolglos. Die Verschwörer wurden verurteilt, manche zum Abschneiden der Nase und Ohren, andere zum Tod. Pentawer beging Selbstmord, wohl auf Geheiß der Richter. Aber ist Ramses III. dem Angriff zum Opfer gefallen? Darüber geben die Dokumente keine Auskunft – nur die Metapher „Kentern der königlichen Barke“ könnte so gedeutet werden. Dass der „große Gott“, also der Pharao selbst, als Ankläger auftritt, heißt nicht, dass er überlebt hat, laut ägyptischem Glauben war er auch nach seinem Tod noch für seine Amtszeit zuständig, die Prozesse wurden in seinem Namen geführt. Manche Forscher glauben, dass Ramses III., der an schwerer Arteriosklerose litt, eines natürlichen Todes gestorben sei.

Das heilende Horusauge in der Wunde

Seine Mumie, entstellt durch posthume Schäden, wurde zum Vorbild für Boris Karloffs Maske im Film „The Mummy“. Doch Spuren eines gewaltsamen Todes hatte man bisher keine gefunden. Nun untersuchten Forscher um Albert Zink (in Bozen, auch zuständig für Ötzi) die Mumie mit Computertomografie (British Medical Journal, 17. 12.) Sie fanden im Hals eine breite, tiefe Wunde, die offenbar von einer scharfen Klinge stammt, die Kehlkopf und Speiseröhre durchtrennte. Und in der Wunde entdeckten sie ein Amulett, das ein Horusauge zeigt: Es wurde wohl von den Einbalsamierern eingeführt, die an die heilende Kraft des Horusauges glaubten.

Eine zweite Mumie, in der gleichen Grabanlage gefunden, ruht heute ebenfalls im Ägyptischen Museum in Kairo. An ihr sind schon 1886 den Entdeckern die verzerrten Gesichtszüge aufgefallen – und die unübliche Einbalsamierungsmethode: Die Organe sind nicht entnommen worden, der Körper war mit Ziegenfell bedeckt, einem Material, das als rituell unrein galt. Auch diese Mumie („unbekannter Mann E“), geschätzt auf ein Todesalter von 18 bis 20 Jahren, wurde nun neu untersucht. Man fand Hautfalten am Hals, die für Tod durch Erwürgen sprechen, und einen stark aufgeblähten Brustkorb. Vor allem aber ergab die DNA-Analyse von Mann E, dass er den gleichen Typ von Y-Chromosom hatte wie Ramses III., also sein Sohn gewesen sein könnte.

Der Verdacht liegt nahe: Das muss Pentawer sein, der Sohn, dessen Putschversuch gescheitert war. Er sollte offenbar noch nach seinem Tod durch nicht standesgemäße Behandlung seiner Leiche gedemütigt werden. Die Spuren sprechen dafür, dass er sich selbst erhängt hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2012)

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