Gentechnik, Retter vor dem Massensterben?

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Ein neuer Vorschlag zum Einbremsen des Artensterbens: Gene in und zwischen Arten verschieben!

Wir sind mitten im sechsten Massenaussterben, bis zu 40 Prozent aller Arten werden bis 2050 verschwinden. Das hat viele Ursachen, vor allem Habitatzerstörung, der Klimawandel spielt bisher nicht mit, er hat noch keine Art ausgerottet. Ganz anders ist das etwa mit einem Pilz, der rund um den Globus die Amphibien dezimiert: Über die Erde verteilt wurde er mit afrikanischen Krallenfröschen, sie nutzte man früher für Schwangerschaftstests, heute werden sie in Labors gehalten, und sie sind die einzigen Frösche, denen der Pilz nichts tut. Ebenso bedrohlich ist die Weißnasenkrankheit, die die Fledermäuse in den USA dezimiert, auch hinter ihr steckt ein Pilz, den es in Europa schon lange gibt, hier richtet er nichts an.

Gibt es Rettung? Man hortet Pflanzensamen, und für Tiere gibt es „frozen zoos“, dort lagern gekühlte Gewebe. Man kann auch Teilpopulationen in Zoos umsiedeln, bei Amphibien tut man es und wartet auf das Verschwinden des Pilzes. Dann könnte man die Geretteten freisetzen und hoffen, dass sie sich zurechtfinden. Darauf setzen auch Kloner, die ausgestorbene Arten beleben wollen, etwa Mammuts.

Hitzeresistenz gegen Erwärmung?

Aber selbst wenn es gelänge – wie soll so eine Kreatur wissen, wie ein Mammut lebt? Deshalb lanciert Michael Thompson (Idaho State University) noch eine Idee, immerhin Nature transportiert sie (501, S. 485): Die Gentechnik soll es richten und bedrohte Arten auffrischen. Vorbilder sind Hybridisierungen, die ohne Gentechnik auskamen, man hat etwa die Pumas in Florida dadurch stabilisiert, dass man Verwandte aus Regionen importierte, in denen es ihnen besser geht. Statt der Verwandten könnte man natürlich auch Gene transferieren, etwa ein bekanntes für Hitzetoleranz einer Forellenart – es könnte anderen, erwärmungsbedrohten Forellen helfen – oder ein hypothetisches, das man erst finden müsste, eines, das dem Krallenfrosch Resistenz verleiht.

Oder man könnte Gene zwischen Arten verschieben, quer durch das Reich des Lebens, das tut Pflanzengentechnik ohnehin, auch bei Tieren ist etwas gelungen: Man hat Mäusen die Zehen verlängert, mit Fledermausgenen. So etwas will Thomas natürlich nicht, aber naiv ist er auch nicht: „Der Ansatz könnte ungewollte und unbeherrschbare Folgen haben.“ (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2013)

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