Wegzehrung für Mumifizierte: Mumifiziertes

(c) RP Evershed/ PNAS
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Unter den Grabbeigaben der Ägypter war auch Fleisch, das so konserviert wurde wie das der Toten selbst. Allein im Grab des Tutanchamun fanden sich 48 Holzgefäße.

Wenn im alten Ägypten einer gestorben war, dann bekam er etwas mit auf den Weg, unterschiedlich viel, je nach Stellung in der Hierarchie. Mumifiziert wurden viele – so viele, dass man sie in Europa noch im 17. Jahrhundert zu Medizin verarbeitete –, aber nur höhere Chargen erhielten alles, was man zum Leben braucht. Manchen gab man auch Begleitung, mumifizierte Tiere. Und sie bekamen Wegzehrung, allein im Grab des Tutanchamun fanden sich 48 Holzgefäße voll Kalb und Geflügel, eingehüllt in Tücher, wie Mumien. Wie dieses Fleisch zubereitet bzw. konserviert wurde, ist unklar, aber auf ägyptischen Wandbildern mit Alltagsszenen sind etwa Fleischhauer zu sehen: Manchmal hängen im Hintergrund Schnüre von der Decke, an denen dünne lange Stücke hängen.

Für kleine Leute nur Biltong


Die sehen aus wie Biltong, das ist Fleisch, das in vielen Regionen der Erde so konserviert wird: Man schneidet es in Streifen, reibt diese mit Salz und Gewürzen ein und hängt sie zum Trocknen in Sonne und Wind. Eine Woche hätte das im Klima Ägyptens gebraucht. Das zeigte Salima Ikram (American University Cairo) im Experiment. Sie scheute auch – noch im Studium in Cambridge – den Selbstversuch nicht: Sie deponierte selbst verfertigten Biltong in ihrer Wohnung, in Bad, Küche und Schlafzimmer. In diesem hielt es sich am besten, es mundete nach acht Monaten noch, das im Bad war verschimmelt.

Aber gaben die Ägypter ihren Toten wirklich Biltong mit? Ikram konnte es nun an vier Fleischmumien klären: Ein Stück Fleisch, Ente, war ohne Zusatzkonservierung an der Luft getrocknet, zwei weitere – Ziege, Kalb – waren in Tücher gehüllt, deren äußere Lagen in tierischen Fetten getränkt worden waren. Bei der vierten, einer Rippe von einem Rind, waren die Tücher mit Kostbarerem versehen, mit Bienenwachs und Balsam, wie bei Menschenmumien üblich, aber der Balsam war etwas Besonderes. Er stammte aus dem Harz von Pistazien. Das war ein Luxusgut, es musste importiert werden und wurde als Weihrauch genutzt, auch im Lack von Särgen der Elite. Zu denen gehörten die, denen die Luxusrippe mit gegeben wurde. Sie waren Luxustote, Yuya und Tjuiu, ein Paar, das so hohe Positionen bei Hofe hatte, dass die Ausstattung ihres Grabs (im Tal der Könige) nur von dem des Tutanchamun überboten wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2013)

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