Alle Eltern schrumpfen ihr jüngstes Kind

Kinder
Kinder(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
  • Drucken

Die „Baby-llusion“ dient der Fürsorge für ganz Kleine.

Vielen Eltern, die schon ein Kind haben, gehen die Augen über, wenn das nächste kommt: Das ältere wächst über Nacht. Na ja, gegenüber einem Neugeborenen sieht alles groß aus! Oder ist es umgekehrt, wird das kleine Kind als noch kleiner wahrgenommen, weil es mehr Obsorge braucht? Das vermutet die Hypothese von der „Baby-Illusion“, sie baut auf dem Befund vom „Kindchenschema“ (Konrad Lorenz), bei dem die ganz Kleinen mit großem Kopf und sehr runden Gesichtern ihre Bedürftigkeit signalisieren. Gilt das auch für das Schrumpfen des ganzen Körpers in den Augen der Eltern?

Einmal Baby, immer Baby!

Jordy Kaufman (Swinburne University, Hawthorn) hat es überprüft: Er hat zunächst 747 Mütter befragt, über 70 Prozent bestätigten die „Baby-Illusion“. Das will natürlich nicht viel heißen, deshalb hat Kaufman Mütter von mehreren Kindern – mit Altersabständen zwischen zwei und sechs Jahren – in sein Labor eingeladen und sie gebeten, die Größe ihrer Kinder aus dem Gedächtnis mit einem Strich an der Wand zu markieren, so wie man das zu Hause auch tut. Dabei fielen die Striche für die älteren Kinder exakt aus, ziemlich zumindest. Die für die Jüngeren hingegen lagen zu tief, viel zu tief, im Durchschnitt um 7,5 Zentimeter. Das gleiche Ergebnis kam für Einzelkinder, auch die scheinen kleiner, als sie sind (Current Biology, 16.12.).

Der Effekt kommt nicht graduell, er stellt sich mit einem Schlag ein. Und er verschwindet nie mehr, viele jüngste Geschwister müssen es ihr halbes Leben lang erfahren, Kaufman weiß es: „Unser Befund erklärt möglicherweise, warum das ,Baby der Familie‘ dieses Etikett nie los wird und für die Eltern immer das ,Baby‘ bleibt.“ (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.