Brachte Not die „Krankheit der Könige“?

 monosodium urate crystals in joint fluid
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Was Gicht möglich macht, half einst über harte Zeiten. Aber das tut sie in der Evolution erst seit etwa 20 Millionen Jahren, unsere früheren Ahnen konnten die Harnsäure weiterverarbeiten, mit dem Enzym Uricase.

Einst galt sie als „Krankheit der Könige“, die Gelenkentzündung, die kommen kann, wenn die Tische sich zu stark unter Fleisch und Alkohol biegen, die Gicht. Sie kommt von Purinen, die in manchen Nahrungsmitteln hoch konzentriert sind, der Körper baut sie zu Harnsäure ab und scheidet sie mit dem Urin aus. Aber wenn zu viele Purine da sind, bleibt zu viel Harnsäure im Körper, sie lagert sich in Kristallform in Gelenken ein.

Aber das tut sie in der Evolution erst seit etwa 20 Millionen Jahren, unsere früheren Ahnen konnten die Harnsäure weiterverarbeiten, mit dem Enzym Uricase. Dessen Gen war bei den ersten Säugetieren, vor etwa 100 Millionen Jahren, noch voll aktiv, dann stellte es nach und nach seine Funktion ein, endgültig tat es das bei Affen vor 20 Millionen Jahren in Eurasien. Eric Gaucher (Denver) hat es in Genanalysen rekonstruiert, und er hat auch eine Hypothese (Pnas, 18.2.): Harnsäure regt den Aufbau von Fett an, und der wurde vor 20 Millionen Jahren wichtig, weil Kälte über Europa kam und die Winter nur mit einem guten Polster überlebt werden konnten. Deshalb wurde der Gegenspieler der Harnsäure, die Uricase, außer Dienst gestellt. Es rächte sich viel später, als mehr Nahrung zur Verfügung stand. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2014)

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