Feldspitzmaus als Wirtin für Pferdeviren

Crocidura leucodon
Crocidura leucodonDodoni/Wikipedia
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Die geschützte Tierart überträgt den tödlichen Bornavirus. Erkrankte Tiere sterben an einer Gehirnhautentzündung.

Erkrankte Tiere wirken desorientiert und sondern sich von der Herde ab. Letztendlich sterben sie an einer Gehirnhautentzündung. Lange Zeit war unbekannt, wie der Bornavirus auf Pferd oder Schaf übertragen wird. In seltenen Fällen treten auch Infektionen bei Rindern und Kaninchen auf. Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben nun gemeinsam mit deutschen Kollegen die Feldspitzmaus als Trägerin des Virus identifiziert. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie in der April-Ausgabe der Fachzeitschrift „Plos One“.

Eine Forschergruppe um Herbert Weissenböck vom Institut für Pathologie und gerichtliche Veterinärmedizin untersuchte dazu insgesamt 107 Spitzmäuse, 58 davon waren Feldspitzmäuse. Von diesen trugen insgesamt 14 Tiere das tödliche Virus in sich. Bei allen anderen Spitzmausarten wurden keine Bornaviren nachgewiesen. Die Wirte erkranken dabei selbst nicht. „Ein solcher ,Nichtangriffspakt‘ ist häufig, wenn Virus und Wirt eine lange gemeinsame Evolutionsgeschichte haben“, sagt Weissenböck. Für den Menschen gilt der Virus als unbedenklich.

Untersuchungen von Gewebeproben zeigten bei den Spitzmäusen große Virusmengen in allen Organen. Vor allem die große Menge an Viren in der Haut der Tiere überraschte. „Üblicherweise finden sich Viren eher im Inneren eines Überträgervirus und werden mit Urin oder Kot ausgeschieden“, so Weissenböck weiter. Da beim Pferd zuerst das Riechhirn betroffen ist, gehen die Forscher eher von einer Infektion über die Atemwege als über den Verdauungstrakt aus.

Die Feldspitzmaus ist eine geschützte Tierart und vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet. Erste Fälle der Borna'schen Krankheit traten vor mehr als hundert Jahren in der deutschen Stadt Borna auf, nach der sie benannt ist. Insgesamt ist die Krankheit aber eher selten: Gezählt werden rund hundert Fälle pro Jahr. gral

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2014)

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