Schlaue Menschen, später Sex

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Je höher der IQ, desto länger bleiben junge Menschen abstinent. Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Tyler Cowen versucht, dieses Phänomen zu erklären.

Je intelligenter Menschen sind, desto später werden sie sexuell aktiv. Zu diesem Ergebnis kommt der US-Wirtschaftswissenschaftler Tyler Cowen, der zwei Studien zum Sexualleben junger Amerikaner interpertiert hat. Die Forschungsergebnisse sind nicht neu: Bereist im Jahr 2000 wurde die erste Studie, die den Zusammenhang zwischen Intelligenz und sexuellen Aktivitäten herstellt, veröffentlicht. Darin wurde nach den sexuellen Erfahrungen amerikanischer Teenager im Alter zwischen 13 und 18 gefragt, sowie ein IQ-Test durchgeführt. Das Ergebnis: Schüler mit einem IQ von etwa 100 hatten eineinhalb bis fünf Mal so viel Erfahrungen im Gebiet der körperlichen Liebe wie Gleichaltrige, die einen IQ von 120 und mehr aufwiesen. Jeder zusätzliche IQ-Punkt erhöht demnach die Wahrscheinlichkeit, Jungfrau zu sein: Um 1,7 Prozent bei Frauen und ganze 2,7 Prozent bei Männern.
Dass Superhirne Spätzünder sind, verdeutlicht auch noch eine andere Studie - „Campus Sex", die Collegestundenten ab 19 unter die Lupe nahm. Erhoben wurden die Daten vor allem an den Elite-Universitäten MIT (Massachusetts Intitute of Technology) und dem Wellesley College, einer Privathochschule nur für Frauen. Diese Daten wurden mit anderen Unis und mit der nichtstudierenden Bevölkerung verglichen. Im Durchschnitt hatten 80 Prozent der männlichen Amerikaner und 75 Prozent der weiblichen im Alter von 19 schon Sex. In den noblen Hallen der intellektuellen Kaderschmieden zeigt sich hingegen ein ganz anderes Bild: Bis zum Bachelor-Abschluss, also mit etwa 23 Jahren hatten nur 44 Prozent der Studenten in Princeton Geschlechtsverkehr, 31 Prozent sind es in Harvard. Am MIT hatten erst 65 Prozent der Studenten im Studienabschlussjahr, also mit etwa 25 Jahren, Sex.

Erfahrene Kunststudenten, abstinente Mathematiker

Im Zusammenhang mit dem Sexualleben der Studenten dürfte auch ihr Studienfach stehen: Während alle Kunststudenten schon sexuelle Erfahrungen aufwiesen, waren 72 Prozent der Biologie-Studenten noch unberührt. In Mathematik und Biochemie waren es gar 83 Prozent.

Cowen hat einige Theorien zu diesem Phänomen aufgestellt: Er meint, intelligente junge Menschen würden Zeit und Kraft lieber in ihr Studium investieren als in Balzruituale. Liebe, Sex und Heirat würden sie zeitlich nach hinten verschieben, erstmal ist Karriere angesagt. Außerdem, so spekuliert der Wirtschaftswissenschaftler, wären sich Menschen mit einem hohen IQ den Risiken von Sex - ob Krankheiten oder ungewollte Schwangerschaft - stärker bewusst.

Auch formuliert er die Hypothese, dass die jungen Superhirne konservativer und religiöser seien als ihre Altersgenossen. Oder aber, die Intelligenten seien körperlich weniger attraktiv - das lange Sitzen am Schreibtisch oder in der Bibliothek formt den Körper ja nicht gerade für das vorherrschende Schönheitsideal - sie hätten also gerne Sex, kriegen aber keinen. Oder doch nicht? Denn Cowen bringt auch den Testosteron-Gehalt ins Spiel: Je niedriger der ist, desto klüger ist Mann zwar, aber auch desto weniger sexuell aktiv. Ob bei so vielen Theorien ein Treffer dabei ist? Oder ob die klugen Studenten ihr Sexleben auch nur vor den Forschern geheim halten? Auch das wird man erst erforschen müssen.

(her)

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