Hechte sind ganz verrückt nach dem Mond

"Muskellunge"(c) Wikipedia
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Dass Angler zu Voll-/Neumond mehr Glück haben, liegt nicht an ihrem Latein. Der Effekt ist klein, aber da.

Manche planen ihr Leben nach den Mondphasen, andere schwören auf die unterschiedlichsten Tricks, mit denen sie die meisten Fische aus dem Wasser ziehen, die größten natürlich auch. Und wenn beide sich in einer Person zusammenfinden, dann ist bei ihren Erzählungen Vorsicht angebracht: Gehen bei vollem und bei neuem Mond wirklich mehr Fische an die Angel? Oder ist das Anglerlatein?

Der Mond hat auf das aquatische Leben viel Einfluss, mit seiner Hilfe koordinieren Korallen und manche Fische ihre Reproduktion, andere Fische richten andere Aktivitäten danach, vom Wandern bis zum Fressen, so sind etwa Haie schon in den Verdacht geraten, sie würden Surfer bevorzugt bei Voll- und Neumond attackieren. Aber das erwies sich als gegenstandslos bzw. ist es gerade umgekehrt: Der volle und der neue Mond bringt Surfern die besten Wellen, dann sind sie gerne unterwegs. Ist es vielleicht bei den Anglern ganz ähnlich? Schwärmen sie an Gewässer, wenn der Mond ruft?

Ted Angradi, Mitarbeiter der US-Umweltbehörde EPA und Hobbyangler, hat es geprüft, an dem Fisch, hinter dem im Nordosten der USA viele her sind. Er heißt aus unerfindlichen Gründen Muskellunge (kurz: Muskie), ist der größte aller Hechte und extrem schwer zu fangen. Er gilt als „the fish with the ten thousand casts“, 10.000 Würfe braucht es für einen Fang. Die Fänge sind extrem gut dokumentiert, Angradi hat 341.959 über die Jahre 1970 bis 2013 ausgewertet – für Angelgegner: 99 Prozent der Fänge werden ins Wasser zurückgeworfen –, mit den Mondphasen abgeglichen. Er fand einen Zusammenhang: Wer am Tag auf Muskies geht, hat bei Vollmond und bei Neumond um fünf Prozent erhöhte Chancen; wer es nächtens tut, dem winkt das gleiche Anglerglück, aber nur bei Vollmond; und in beiden Fällen sind die gefangenen Fische auch noch größer (PLoS One, 28.5.).

Wie das zugeht, ist unklar, es hat mit dem Jagdverhalten der Muskies zu tun. Auch mit dem der Menschen? Angradi kann nicht ausschließen, dass bei Voll/Neumond mehr am Wasser sind. Aber die würden keine größeren Fische fangen, und die Nullwirkung des Neumonds in der Nacht ist damit auch nicht erklärt. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2014)

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