Raucherlungen im Vergleich

Europa. Eine Studie unter österreichischer Leitung dokumentiert Länderunterschiede der chronischen obstruktiven Lungenerkrankung.

Zehn Länder – zehn Krankheiten? Ganz so markant werden die Ergebnisse einer aktuellen Studie zwar nicht ausfallen. Denn untersucht wird nur eine Krankheit, und zwar die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) – umgangssprachlich auch als Raucherlunge bekannt. Anzeichen von COPD sind Husten, vermehrter Auswurf oder auch Atemnot. Doch zwischen den Ländern gibt es nationale Unterschiede. Diese zu entdecken und zu dokumentieren ist das Ziel einer Studie des Ludwig-Boltzmann-Instituts für COPD und Pneumologische Epidemiologie.

„Wir untersuchen erstmals klinische Unterschiede von COPD-Patienten in Zentral- und Osteuropa“, erklärt Arschang Valipour. Er ist Initiator der Studie und koordiniert sie europaweit. Insgesamt zehn Länder nehmen teil – neben Österreich auch Tschechien, die Slowakei, Serbien, Polen, Russland, Bulgarien, Litauen, Estland und Kroatien.

Dass die Lungenerkrankung eine bedeutende Rolle in den nationalen Gesundheitssystemen spielt, erkennt man bereits an den Zahlen. „Daten aus Salzburg zeigen, dass 25Prozent der über 40-Jährigen COPD haben“, sagt Valipour. Wichtigster Risikofaktor ist das Rauchen. Aber auch wiederholte Lungeninfekte, allergisches Asthma in der Kindheit oder Schadstoffe in der Luft erhöhen das Risiko, später an COPD zu erkranken.

Bisherige Daten zu COPD stammen vor allem aus den USA und Westeuropa. Die Studie beleuchtet neben allgemeinen Daten zur Person wie Alter, Größe, Geschlecht auch die derzeitige Therapie, Gesundheitsversorgung und Lungenfunktion. „Wir wollen weiters erkennen, welche Risikofaktoren zur Erkrankung geführt haben.“ Auch Daten aus Computertomographien oder Herz-Ultraschall werden ausgewertet.

Rückschlüsse auf mögliche Behandlung

„Daraus ziehen wir Rückschlüsse auf biologische Faktoren, Rauchverhalten oder auch Behandlungsmöglichkeiten“, erklärt Valipour. „Wir sehen aber auch, wie häufig einzelne Krankheitsstadien oder Begleiterkrankungen in den einzelnen Ländern vorkommen.“ Als langfristiges Ziel plant man, die Therapie besser an die Gegebenheiten in den einzelnen Ländern anzupassen.

„Bisher haben wir in Österreich 50 Personen untersucht“, sagt Valipour. Insgesamt sollen bis zu 400 Patienten in jedem Land teilnehmen. In Österreich sind fünf Zentren beteiligt. „Mit ersten Ergebnissen rechnen wir im Oktober“, sagt Valipour. Im Frühjahr 2015 soll die Studie abgeschlossen sein. (cz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2014)

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