Männer, geht doch länger in Karenz!

Vater mit Jungen
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Gemeinsam mit Schülern erforschte das Joanneum Research, welche Auswirkungen Karenz auf die Karriere von Männern hat: Meistens keine, weil viele die Karenz als verlängerten Urlaub sehen.

Eine Frau, die in Karenz geht, weiß: Statistisch gesehen folgen nach der Erwerbsunterbrechung geringere Karrierechancen. Für Männer ist das schlecht erforscht. Zwar weiß man, dass Väter vermehrt in Karenz gehen. Doch was passiert danach?

Helene Schiffbänker und ihr Team vom Joanneum Research sind dem gemeinsam mit Schülern der AHS Rahlgasse (Wien 6) nachgegangen (im Sparkling Science Programm des BMWFW). „Die 16-Jährigen waren anfangs enttäuscht, dass ,Väterkarenz‘ fad ist, sie wollten Action. Doch nach zwei Jahren waren sie begeistert vom Thema“, sagt Schiffbänker. Als Basis dienten Daten aller versicherungspflichtigen Personen, die in den Jahren 2002 bis 2011 Karenzgeld bekamen. 8,4 Prozent der Karenzgeldbeziehenden waren Männer. Aber nur 4,2 Prozent aller Karenztage wurden von Männern konsumiert. „Das zeigt, wie kurz Männer in Karenz gehen“. Und 50 Prozent der Väter sind während der Karenz geringfügig beschäftigt. Überraschend war, dass Männer zwei Jahre nach der Karenz etwas mehr verdienten als Väter, die nicht in Karenz waren. „Männer haben weder Einbußen beim Einkommen noch in der Position“, so Schiffbänker.

In Tiefeninterviews mit Karenzvätern, ihren Vorgesetzten und Kollegen zeigten sich klare Muster: Die meisten Väter gehen nur kurz (zwei, drei Monate) in Karenz, meistens im Sommer, fast wie ein langer Urlaub (während man dem Unternehmen wenig „abgeht“). Dabei ändern sich zu Hause die Rollenverteilungen kaum. Ein anderer Typ von Männern steht voll zur Karenz, macht dem Arbeitgeber klar, dass er lange in Karenz sein will, und ist „stark gleichstellungsorientiert“. Einige Fälle berichteten von Problemen beim Wiedereinstieg nach längerer Karenz: Besonders in Unternehmen, die von höchster Stelle Väterkarenz propagieren, wurde die Karriere erschwert, wenn die unmittelbar Vorgesetzten negativ zur Karenz eingestellt waren.

„Toll zu sehen war ein Dominoeffekt in Unternehmen, die eigentlich dauernde Erreichbarkeit fordern: Ging ein Vorgesetzter in Karenz, folgten viele seinem Beispiel.“ Schiffbänker appelliert an die Politik, nicht nur darauf zu achten, mehr Männer in die Karenz zu bekommen, sondern ihnen längere Karenz schmackhaft zu machen – zum Wohle der Geschlechtergerechtigkeit. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2014)

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