Prämiert: Suchmaschine für Enzyme

Preis für „Enzym-Google“ auf weltgrößter Pharmamesse.

Umweltfreundlich und zielsicher: Enzyme gelten als Werkzeuge aus der Natur, die pharmazeutische und chemische Industrie immer stärker nutzen. Aber wie findet man aus zehntausenden Strukturdaten die passende Enzymfunktion?

Forscher des Austrian Centre of Biotechnology (ACIB) und der Uni Graz haben eine Kombination aus Datenbank und Suchmaschine entwickelt, mit der sich auch noch nicht bekannte Funktionen aufspüren lassen. Für ihre „Innovationen in der Prozessentwicklung“ wurden sie diese Woche auf der weltgrößten Pharma- und Chemiemesse, CPHI 2014, in Paris ausgezeichnet.

Passende Funktion finden

Am Anfang steht die Suche nach der passenden Enzymfunktion. Dann durchforstet das System Catalophor nicht das Web, sondern eine von den Grazer Forschern geschaffene Datenbank. Darin sind Strukturdaten von mehr als 100.000 Eiweißstoffen, die Daten werden ständig erweitert. Als Ergebnis der Suche erhält man den Hinweis auf ein Enzym, das eine ganz bestimmte Aufgabe erfüllt: etwa für die Pharmaindustrie wertvolle Moleküle herzustellen.

Die Suche am Computer erspart unzählige Experimente und Kosten. „Außerdem können wir neue Enzymfunktionen und Reaktionswege entdecken, die bislang verborgen sind“, sagt Strukturbiologe Christian Gruber vom ACIB. Er hat das System gemeinsam mit dem Molekularbiologen Karl Gruber von der Uni Graz entwickelt.

Das Verfahren wurde bereits zum Patent angemeldet und im Juni in Nature Communications veröffentlicht. Die CPHI, Convention on Pharmaceuticals Ingredients, ist die größte Pharma-Fachmesse der Welt: 35.000 Besucher, 2500 Unternehmen aus 140 Ländern waren heuer vertreten. (gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2014)

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