Hund als Helfer, Wolf als „magisches Wesen“

Sparkling Science. Eine Umfrage des Wolfsforschungszentrums zeigt, dass Frauen Wölfe eher spirituell sehen, Männer deren ökologischen Nutzen schätzen. Die Beziehung zum Hund wird als sehr persönlich empfunden.

„Uns hat überrascht, dass Rollenklischees nicht einfach Klischees sind, sondern sich bestätigten“, sagt Veronika Brandl. Sie managt ein Sparkling-Science-Projekt des Wissenschaftsministeriums über die Einstellung der Bevölkerung gegenüber Wölfen und Hunden am Wolfsforschungszentrum Ernstbrunn. In einer großen Studie zeigten die Forscher gemeinsam mit Schülern aus Wien-Favoriten und Mistelbach, dass Frauen anders über Wölfe und Hunde denken, als es Männer tun. Dies ergab die Auswertung von über 2800 Fragebögen mit je 30 Fragen über das Zusammenleben von Menschen mit Wölfen und Hunden.

„Frauen haben eine positivere Einstellung zu Wölfen als Männer“, so Brandl. Sie sehen Wölfe eher als „magische Wesen“, empfinden die Tiere „spirituell“, etwa als Schutzgeister, und würden sich selbst aktiv für den Wolfsschutz einsetzen. Männer schätzen an Wölfen eher den ökologischen Faktor. „Die Nützlichkeit des Wolfes war für Männer wichtiger. Wir konnten erstmals vergleichen, was Einzelpersonen von Wölfen und zugleich von Hunden halten.“ Die Nützlichkeit von Hunden war für fast alle Befragten eindeutig: Der Hund ist Helfer und empathischer Partner. „Die Einstellung zum Hund spielt sich auf sehr persönlicher Ebene ab“, so Brandl.

Sie steht derzeit in der Ausbildung zur Biologie- und Mathematiklehrerin und genoss die Zusammenarbeit mit den Schülern im Sparkling-Science-Projekt: „Einige wollen nach der Matura Biologie oder Veterinärmedizin studieren. Es ergaben sich auch ein paar vorwissenschaftliche Arbeiten zu dem Thema.“ Sogar die Ablehnung einiger Schüler sieht Brandl positiv: „Zwei erkannten durch das Projekt, dass Forschung nichts für sie ist: besser jetzt als nach ein paar Semestern an der Uni.“

Das Projekt läuft bis Jahresende, jetzt stehen Videoauswertungen an: Während der monatlichen Foto-Shooting-Termine in Ernstbrunn wurden Personen gefilmt, die für spektakuläre Tierfotos zu den Wölfen ins Gehege gehen. Die Videoanalyse der Begegnungen zwischen Mensch und Wolf werden zeigen, ob das Verhalten der Leute beim echten Kontakt mit den Wölfen mit dem übereinstimmt, was sie im Fragebogen über ihre Einstellung zu Wölfen angaben. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2014)

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