Schüler entdecken die Vielfalt im Garten

Sparkling Science. Die Boku erforscht mit Schülern die Artenvielfalt in Privatgärten. Erstmals soll untersucht werden, welchen Einfluss die Struktur, Bewirtschaftung und das Umfeld des Gartens auf die Biodiversität haben.

„Natur vor der Haustür“ heißt ein neues Sparkling-Science-Projekt der Uni für Bodenkultur, bei dem es um „Citizen Science“ geht: Laien sammeln wissenschaftliche Daten. Ohne die Schüler, die „Citizen“ des Projekts, dürften die Forscher gar nicht das Ziel ihrer Studie betreten: Privatgärten in Stadt und Land. „In England gibt es Biodiversitätsforschung in Gärten, doch in Österreich ist wenig erforscht, welche Tier- und Pflanzenarten da vorkommen“, sagt Silvia Winter vom Institut für Integrative Naturschutzforschung der Boku. Sie leitet das vom Wissenschaftsministerium finanzierte Projekt, an dem 16 Schulen aus Wien und Niederösterreich beteiligt sind. Pro Schule – Volksschulen, Neue Mittelschulen, HAK, AHS, HTL und eine Sonderschule – dienen vier bis fünf Gärten als Forschungsorte. Die Schüler sind zwischen acht und 18 Jahre alt. „Wir wollen testen, welche Methoden besser mit welcher Altersstufe funktionieren und wie Citizen Science mit Schülern abläuft“, erklärt Winter. Die Schüler sollen die Gärten kartieren: Gibt es Biotope, Hecken, wilde Ecken oder Ähnliches? Indikatoren für die Artenvielfalt im Garten sind Igel, Wildbienen, Schmetterlinge und Vögel.

Igel können mittels – von den Schülern gebastelten – Igeltunnel nachgewiesen werden. Die dreieckigen Tunnel sind mit einem „Stempelkissen“ ausgestattet und werden im Garten platziert: Farbige Igel-Tapser verraten, ob die Insektenfresser hier vorkommen. Wildbienen werden Nisthilfen angeboten, bei denen die Nester in durchsichtigen Plexiglasröhren beobachtet werden: Die Schüler zählen, wie viele Eier gelegt werden und messen die Zeit, die einzelne Bienen zum Pollensammeln brauchen.

Die Kescher, mit denen die Schmetterlinge zur Artenbestimmung gefangen werden, basteln die Schüler auch selbst. Bei der Vogelbeobachtung geht es nicht nur um das Zählen der Rotkehlchen, Kohlmeisen etc., sondern ein Nistkasten soll auch mit einer Webcam bestückt werden, um die Aufzucht der Vögel live mitzuerleben.

„In den zwei Jahren wollen wir vergleichen, wie die Gartenbewirtschaftung und das Umland die Artenvielfalt beeinflussen: Wie viel kann jeder Gartenbesitzer für die Biodiversität tun, und welche Methoden sind für die Schüler spannend?“, so Winter. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2014)

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