Ko-Evolution: Augen der Weibchen und Putz der Männchen

Das herausgeputzte Waldsänger Männchen
Das herausgeputzte Waldsänger Männchen(C) MDF Dick Daniels/ Wikimedia
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Je bunter das Werben bzw. Gefieder von Vogelmännchen, desto schärfer ist der Blick der Weibchen dafür.

Warum putzen sich bei vielen Vögeln die Männchen so heraus, während die Weibchen oft in Sack und Asche fliegen? Aber ganz so grau sind sie nun auch wieder nicht, auch sie haben Farben und Muster, warum denn das? Die Natur leistet sich keinen Luxus, das Farbenspiel muss einen guten Grund haben, zwei Kandidaten bieten sich an, die Umwelt und der Sex. Erstere kann etwa dazu veranlassen, sich mit Camouflage dem Hintergrund anzupassen, sie kann auch gerade umgekehrt dazu dienen, auf sich aufmerksam zu machen. Den Weg haben Früchte in den finsteren Regenwäldern eingeschlagen, sie färben sich rot, hungrige Augen haben sich darauf eingestellt, so erklärt man sich, warum Altweltaffen und Brüllaffen der Neuen Welt trichromatisch sind, sie sehen auch Rot, andere Säuger nur Grün und Blau.

Es kann natürlich aber auch darum gehen, sich für die Sexualwahl einzufärben, das ist bei Vögeln offenkundig, aber wie weit reicht das, und wie lässt es sich von den Farben unterscheiden, die sich in Anpassung an die Umwelt entwickelt haben? Dem ist Natascha Bloch (University of Chicago) an Waldsängern nachgegangen, einer artenreichen Familie der Sperlingsvögel, die in der Neuen Welt in vielen Habitaten lebt. Diese Vögel haben, wie alle anderen auch, vier verschiedene Sehpigmente bzw. die Gene dafür, die decken verschiedene Wellenlängen ab, Sws2 etwa tut das für die der blauen Farbe, sie liegt etwa in der Mitte des Spektrums.

Mittlere Wellenlänge entscheidet

Die Gene selbst sind auch bei Männchen und Weibchen exakt die gleichen, aber ihre Aktivität bzw. die Zahl der produzierten Pigmente differiert stark, und der Farbenschmuck der Männchen tut es zwischen den Arten auch: Die Differenzen zeigen sich bei den Weibchen, in manchen Arten sind die Gene für Sws2 extrem aktiv, und in exakt diesen Arten sind die Männchen am buntesten geschmückt: Bei der Unterscheidung verschiedener Farben spielen verschiedene Opsine zusammen, die in der Mitte des Spektrums helfen nach beiden Seiten. Offenbar haben die Farben der Männchen und die Sehpigmente der Weibchen einander in Ko-Evolution vorangetrieben (Proc. Roy. Soc. B 25. 11.).

Bei den anderen drei Opsinen ist das nicht so, deren Genexpression ist an die jeweilige Umwelt angepasst und bei Weibchen und Männchen der gleichen Arten in den gleichen Habitaten gleich, eingestellt auf das jeweilige Licht. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2014)

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