Junge Römer in Niederösterreich

Der Archäologiepark Carnuntum will klarstellen: Römer sind keine Ritter.

„Langsam bekommt Carnuntum die Bedeutung zurück, die es früher hatte“, hofft der Chef des archäologischen Parks, Markus Wachter, bei der Präsentation der neuen Marke „Rom lebt“. „Welche Bedeutung?“, fragt man sich auf der Hinfahrt in das verschlafene Nest zwischen Wien und Bratislava. Der einheimische Taxifahrer erklärt einem am Weg in die Kulturfabrik Hainburg (dort fand die Präsentation statt), wo es sich abspielt: „Da vorn ist immer ein Stau. Da ist nämlich die Ampel.“

Soviel zum modernen Leben in und um Carnuntum. Das, wogegen die Mitarbeiter des Archäologieparks Carnuntum anzukämpfen haben, ist das Unverständnis vieler Bürger, wenn es um das antike Leben in dieser Gegend geht. „Ich werde immer wieder gefragt, wann die Ritterspiele hier stattfinden“, erzählt Wachter. Dass Rüstung nicht gleich Rüstung ist, Römer keine Ritter sind und ihre Kulturen etwa 1000 Jahre trennen, will das Marketing von Carnuntum nun ein für alle mal klarstellen.

Daher der Titel der Marke „Rom lebt“. Es hätte auch „Carnuntum lebt“ heißen können, immerhin kann man in Carnuntum das Leben der antiken Donaumetropole (50.000 Einwohner zu Marc Aurels Zeiten) hautnah erleben: Die Villa Urbana, eine rekonstruierte römische Stadtvilla aus dem vierten Jahrhundert nach Christus, bei dessen Konstruktion antike Bautechniken angewendet wurden, ist weltweit einzigartig.

Studenten posieren als Römer

Darin können die Besucher sehen, riechen und schmecken, wie etwa ein Abendessen vor über 1500 Jahren ablief. Mit Hilfe der „experimentellen Archäologie“, die unter der Leitung von Franz Humer Lebensweisen und Techniken der Vergangenheit erforscht, indem man nachbaut und ausprobiert, soll bis 2011 die große Therme als das „Königsprojekt“ rekonstruiert werden. Auch ein voll funktionstüchtiges römisches Stadtviertel schwebt den Betreibern vor.

Immerhin verbuchte man 2008 einen neuen Besucherrekord (150.000), doch das wolle man noch steigern. „Wir erreichen Schulklassen und Hochkulturleute“, meint Wachter, „aber bei den 20 bis 35-Jährigen klafft eine Lücke im Besucherspektrum.“

Daher die neue Kampagne: Junge Studenten posieren als Models für neue Plakate. Beim Anblick des groß gewachsenen Stefan Langer in römischer Rüstung und der zierlichen Katharina Hottwagner in femininer Tunika klingt dem unbedarften Zuseher Falcos Hit „Junge Römer“ im Ohr. Aber nur im Stillen. Bei der Präsentation wählte das Carnuntum-Marketing pompöse Musik aus großen Monumentalfilmen. Wachter: „Wir wollen von Disney lernen, aber nicht Disney werden.“ Ab Saisonstart am 21. März können sich die Besucher dann selbst vom Erfolg der neuen Linie überzeugen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2009)

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