Wölfe kennen Zahlen besser als Hunde

Die Tiere erkennen, wo mehr Futter drinnen ist.

Für Menschen genügt ein kurzer Blick, um zu wissen, wer mehr am Teller hat oder welches Kind mehr Packerl unterm Christbaum findet. Auch Tiere haben ein „numerisches Vorstellungsvermögen“. Schimpansen, Löwen und Hyänen wehren sich nur dann gegen angreifende Gruppen, wenn sie selbst in der Mehrzahl sind. Friederike Range und Zsófia Virányi vom Wolf Science Center in Ernstbrunn testeten an dort lebenden Hunden und Wölfen, wie gut ihr Vorstellungsvermögen von kleinen Zahlen ist, wenn man ihnen Käsestücke anbietet.

Die Tiere sahen nie die gesamte Futtermenge nebeneinander, konnten also nicht auf einen Blick vergleichen, welcher „Teller“ voller ist. Sondern sie beobachteten, wie jemand ein Käsestück nach dem anderen in zwei undurchsichtige Dosen füllt, zum Beispiel ein Stück rechts, zwei Stücke links. Wenn der Hund oder der Wolf auf den Buzzer drückt, der die Dose mit der höheren Anzahl an Käsestücken öffnet, gilt das Experiment als gelungen.

Domestikation spielt mit

Die Forscherinnen des Messerli Forschungsinstituts der Vet- Med-Uni Wien zeigten, dass Wölfe in dem Setting ein besseres Vorstellungsvermögen haben und öfter die Dose wählen, in der mehr Futter ist. Auch bei schwierigen Aufgaben wie drei Stücke gegen vier Stücke wählten sie das „Richtige“ (publiziert in„Frontiers of Psychology“).

„Hunde können das auch unterscheiden, wenn sie alle Futterstücke vor sich sehen“, so Range. Doch wenn es um Vorstellungskraft von verborgenen Mengen geht, schneiden sie schlechter als Wölfe ab. Wahrscheinlich ging diese Fähigkeit im Zuge der Domestikation verloren. Immerhin müssen sich Haushunde nicht um Futterbesorgung kümmern und sind quasi aus der natürlichen Selektion ausgenommen. (APA/vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2014)

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