Sonnenstürme messen: im Keller der Schule

Schüler aus Innsbruck, Tamsweg und Graz halfen bei Messungen des Erdmagnetfelds während der aktiven solaren Phase 2013 und 2014. Die Messstationen sollen nun permanent Daten liefern.

„Wir erfassen Änderungen des geomagnetischen Felds. Das mag langweilig klingen, ist es aber nicht“, sagt Roman Leonhardt von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Er leitet ein Sparkling-Science-Projekt des Wissenschaftsministeriums, bei dem Schüler aus Innsbruck, Tamsweg und Graz am Aufbau eines Netzes von Messstationen des Erdmagnetfelds beteiligt sind.

„Wie alle elf Jahre hat die Sonne derzeit eine aktive Phase mit starken Eruptionen, die geladenes Plasma in den Weltraum schleudern. Das trifft auch auf die Erde. Zum Glück schützt uns das Magnetfeld“, erklärt Leonhardt, Leiter des Conrad Observatoriums in Wien. Das Magnetfeld, das wir weder sehen noch spüren, ermöglicht also, dass es auf der Erde Leben gibt. Von sehr starken Sonnenstürmen werde es aber „eingedrückt“. Durch diese Magnetfeldänderung bilden sich weitere Magnetströme, die bis zur Erdoberfläche reichen. Wir bemerken das an Störungen von GPS- oder Funksystemen und wenn in Hochspannungsnetzen ganze Trafoblöcke durchbrennen, weil die Stromleitungen plötzlich Magnetströme ableiten.

Die neu installierten Beobachtungsstationen sollen das Magnetfeld permanent messen, um regionale Auswirkungen besser sichtbar zu machen. Die technisch interessierten Schüler ab 16 Jahren durften selbst an der Entwicklung der Messgeräte, die so klein wie eine Schuhschachtel sind, mitarbeiten. Außerdem machten sich die Schulklassen auf die Suche nach dem besten Standort für das hochsensible Gerät. Die Innsbrucker nutzen einen alten Bunker, in der Umgebung von Graz steht es in einem alten Lagerkeller und in Tamsweg direkt in der Schule. „Dort können wir halt nur nachts und am Wochenende gut messen, denn jede Bewegung und Metalle in 200 Metern Entfernung bringen Störsignale“, so Leonhardt.

Im Oktober 2013 wurden an allen drei Stationen zwei Sonnenstürme registriert, die sich regional unterschiedlich ausbreiteten. Die Datenauswertung wurde gemeinsam mit den Schülern gemacht, ebenso die Präsentation auf internationalen Fachtagungen. Ein Highlight war auch die Exkursion ins steirische Vulkanland, bei der die Schüler Gesteinsproben nahmen, um in der erkalteten Lava die Magnetfeldentwicklung der vergangenen Jahrmillionen zu studieren. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2015)

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